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Nahrungsmittelkrise: Putin zieht Chinas Zorn auf sich – Streit um Getreideabkommen

Nahrungsmittelkrise: Putin zieht Chinas Zorn auf sich - Streit um Getreideabkommen

Das kürzlich gescheiterte Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine hat weltweit Sorgen vor steigenden Preisen und einer Hungersnot in ärmeren Ländern ausgelöst. China, das am meisten von dem Abkommen profitierte, übt nun Druck auf Russland aus und pocht auf eine Neuaufnahme der Exporte. Das chinesische Außenministerium hat beide Seiten aufgefordert, eine ausgewogene Lösung für alle Parteien zu finden und betont dabei die Bedeutung der internationalen Ernährungssicherheit, insbesondere in Entwicklungsländern.

China ist der weltweit größte Importeur von Getreide und das wichtigste Abnehmerland für die Ukraine. Im Jahr 2022 hat China Getreide im Wert von über 19,4 Milliarden US-Dollar gekauft, wobei etwa acht Millionen Tonnen aus der Ukraine importiert wurden. Obwohl die Ukraine für China nur der drittwichtigste Lieferant ist, ist Peking besorgt über seine Abhängigkeit von importierten Lebensmitteln, insbesondere von den USA und Australien. Der Ukraine-Krieg hat gezeigt, dass die Landwirtschaft ein "Grundpfeiler der nationalen Sicherheit" für Chinas Parteichef Xi Jinping ist. Xi wird daher versuchen, diese Abhängigkeit in den kommenden Jahren zu reduzieren und zunächst den Druck auf Russland erhöhen, den Handel im Schwarzen Meer sicherzustellen.

Russland erwartet eine Aufhebung der Sanktionen, um zu dem Abkommen zurückzukehren. Dazu gehört auch die Wiedereinbindung einer staatlichen russischen Bank in das internationale Zahlungssystem Swift. Darüber hinaus spielen die Versicherungen für russische Schiffe eine wichtige Rolle. Nach dem Wegfall des Getreideabkommens weigern sich die Versicherungen, die Risiken abzusichern, oder bieten nur noch sehr hohe und unrentable Tarife an. Putin fordert nun, dass russische Schiffe wieder von westlichen Unternehmen versichert werden sollten.

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Auch die Türkei, der drittgrößte Bezieher von Getreide aus der Ukraine, ist durch das Scheitern des Abkommens betroffen. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich persönlich für die Verlängerung des Abkommens eingesetzt und wollte sich auf der Weltbühne als Vermittler profilieren. Ukrainisches Getreide ist vergleichsweise günstig und das Scheitern des Abkommens ist daher besonders bitter für arme Länder.

Es ist zu erwarten, dass sowohl die UNO als auch viele Entwicklungsländer und China den Druck auf Putin erhöhen werden. Erdogan hofft auf ein Treffen mit dem russischen Präsidenten im August in der Türkei, um eine Fortführung der humanitären Anstrengungen zu erreichen. Der Streit um das Getreideabkommen hat nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Konsequenzen und wirft ein Schlaglicht auf die Bedeutung der Lebensmittelsicherheit in einer globalisierten Welt.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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