Berlin Aktuell

Kopfloser Täter weiterhin unidentifiziert: Opferberatungsstelle Reachout kritisiert mangelhafte Ermittlungen der Berliner Polizei.

Kopfloser Angreifer bleibt unidentifiziert

Ein schrecklicher Vorfall ereignete sich am 28. Januar dieses Jahres in der Schierker Straße: Eine junge Frau namens Nayla P. wurde tagsüber und mitten auf offener Straße von einem Unbekannten angegriffen und niedergestochen. Nayla erlitt dabei schwere Verletzungen und verlor einen Teil ihrer Lunge. Glücklicherweise überlebte sie den Angriff, der sich wie eine Szene aus einem schlechten Krimi anhört. Doch das Unglaubliche an der Geschichte ist, dass der Täter bislang nicht identifiziert werden konnte.

Die Polizei suchte erst vier Monate nach der Tat mit Ausschnitten aus einem Überwachungsvideo öffentlich nach dem kopflosen Angreifer. Dabei handelt es sich um einen Mann, der von hinten auf Nayla zugegangen ist und sie zwölfmal mit einem Messer attackierte. Glücklicherweise konnte sie sich zur Wehr setzen und den Angreifer abwehren, sonst wäre sie möglicherweise tot. Die junge Frau verbrachte zwei Wochen im Krankenhaus und leidet seitdem unter den psychischen Folgen des Vorfalls.

Nayla fühlt sich von der Polizei im Stich gelassen, vor allem aufgrund des Tatvorwurfs, der lediglich gefährliche Körperverletzung lautet. Aus ihrer Sicht handelt es sich jedoch um einen versuchten Mord, da der Täter mit Tötungsabsicht gehandelt hat und nur aufgrund ihres Widerstands von seinem Ziel abwich. Die Berliner Staatsanwaltschaft sieht das anders und ordnete den Fall als gefährliche Körperverletzung ein. Dadurch ist nicht das für Tötungsdelikte spezialisierte Landeskriminalamt, sondern die Direktion 5 der Berliner Polizei für die Ermittlungen zuständig. Naylas Anwältin Linh Steffen ist anderer Meinung und vertritt die Ansicht, dass die Stichverletzungen eindeutig auf einen Tötungsvorsatz hinweisen und ein strafbefreiender Rücktritt fraglich ist.

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Die Zusammenarbeit mit der Direktion 5 gestaltet sich schwierig, da diese über weniger Ressourcen verfügt als das Landeskriminalamt. Die Auswertung der Überwachungskamera-Aufnahmen wurde offenbar nicht sofort durchgeführt, sondern erst vier Monate später veröffentlicht. Der Vorfall wurde dadurch weniger bekannt und Hinweise auf den Täter blieben bisher aus.

Nayla ist fassungslos darüber, dass ihr Angreifer immer noch frei herumläuft und keine Spur von ihm zu finden ist. Für sie fühlt es sich surreal an und sie hat das Gefühl, dass die Ermittlungen nicht ernst genug genommen werden. Sie vermutet, dass ihre Herkunft und ihre Tätigkeiten als Sexarbeiterin und gelegentliche Konsumentin von Drogen eine Rolle spielen könnten. Auch ihre Anwältin kritisiert den Umgang der Ermittlungsbehörden mit dem Fall und betont, dass bei ähnlichen Taten mit Kindern viel mehr Aufwand betrieben wird. Sie fordert ein öffentliches Interesse an der Aufklärung des Vorfalls.

Die Berliner Staatsanwaltschaft weist die Anschuldigungen zurück und erklärt, dass die staatsanwaltliche Bewertung auf dem Prinzip des Zweifelsgrundsatzes beruht. Man müsse zunächst davon ausgehen, dass es Hinweise für einen Rücktritt von dem Tötungsziel gibt. Dies könne sich jedoch noch vor Gericht ändern. Der Rücktritt diene als "goldene Brücke", um dem Täter die Möglichkeit zu geben, von seinem Vorhaben abzusehen und somit eine mildere Strafe zu erhalten. Die Ermittlungsinstrumente blieben jedoch dieselben.

Nayla und ihre Anwältin haben kein Vertrauen in die Ermittlungen und sind enttäuscht von der Behandlung des Falls. Nayla leidet noch immer unter den Folgen des Angriffs und hält sich nicht mehr in Neukölln auf, wo der Vorfall geschah. Sie wohnt derzeit in Spandau und sucht nach einer neuen Bleibe. Sie hofft darauf, dass der Täter endlich gefasst wird und sie wieder ohne Angst leben kann.

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Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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