Immer mehr Schülerinnen und Schüler in Brandenburg schließen ihre Schullaufbahn mit einem Abitur der Bestnote 1,0 ab. Laut dem Potsdamer Bildungsforscher Dirk Richter haben im letzten Schuljahr insgesamt 288 Schülerinnen und Schüler diese herausragende Leistung erbracht, was einem Anteil von 3,14 Prozent entspricht. Im Vergleich dazu lag der Anteil der Absolventen mit einem 1,0 Abitur vor zehn Jahren lediglich bei 1,85 Prozent.
Die steigende Quote der Bestnoten im Abitur wirft jedoch auch Fragen auf. Dirk Richter betont, dass dies keineswegs bedeutet, dass es keine Probleme an den Brandenburger Schulen gibt. Im Gegenteil: Die hohe Anzahl von Schülerinnen und Schülern mit einem 1,0 Abitur könnte von anderen bildungspolitischen Herausforderungen ablenken.
Der Bildungsforscher erklärt, dass die gestiegene Anzahl von sehr guten Abiturienten auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Zum einen haben sich die Bedingungen an den Schulen verbessert, sowohl was die Ausstattung mit Materialien und Lehrkräften als auch die Unterrichtsqualität betrifft. Zudem haben viele Schülerinnen und Schüler heute besseren Zugang zu Lernmaterialien und Nachhilfeangeboten, die es ihnen ermöglichen, sich optimal auf das Abitur vorzubereiten.
Allerdings birgt diese Entwicklung auch Risiken. Denn oft gibt es große Unterschiede zwischen den Notengebungen der einzelnen Lehrkräfte und Schulen. Dies führt zu Ungerechtigkeiten und erschwert eine faire Vergleichbarkeit der Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass der hohe Stellenwert der Bestnoten einen enormen Druck auf die Schülerinnen und Schüler ausübt. Dies kann zu exzessivem Leistungsdruck und psychischen Belastungen führen.
Um diesen Problemen entgegenzutreten, schlägt Dirk Richter Maßnahmen vor, die für mehr Vergleichbarkeit und Chancengleichheit sorgen sollen. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise eine standardisierte Zentralprüfung, die für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend ist. Dadurch würden die Noten unabhängig von den Lehrkräften und Schulen vergeben und es gäbe eine bessere Vergleichbarkeit der Leistungen.
Es ist also wichtig, den Blick nicht nur auf die steigende Anzahl von 1,0 Absolventen zu richten, sondern auch die damit verbundenen Probleme anzuerkennen und Lösungsansätze zu finden. Nur so kann eine gerechte Bildung für alle Schülerinnen und Schüler in Brandenburg gewährleistet werden.