Berlin Aktuell

Größte jüdische Gemeinde Deutschlands in Berlin stellt sich offen gegen den Zentralrat der Juden wegen anstehender Gemeinderatswahl

Die größte jüdische Gemeinde Deutschlands in Berlin befindet sich in einem Konflikt mit dem Zentralrat der Juden. Der Streit entzündet sich an der bevorstehenden Gemeinderatswahl, die für den 3. September geplant war. Das Gericht beim Zentralrat hat jedoch die Wahl wegen Bedenken gegen die Wahlordnung untersagt. Trotzdem hat die Gemeindeführung um den Vorsitzenden Gideon Joffe angekündigt, die Wahl abzuhalten und sich über das Gerichtsurteil hinwegzusetzen.

Innerhalb der Gemeinde gibt es offenbar auch interne Meinungsverschiedenheiten. Zwei Mitglieder haben gegen neue Vorgaben zur Wahl der Repräsentantenversammlung Beschwerde eingelegt. Die Kritik richtet sich unter anderem gegen eine neue Altersgrenze von 70 Jahren für Kandidatinnen und Kandidaten. Außerdem sollen Personen, die für bestimmte andere jüdische Organisationen tätig sind, von einer Kandidatur ausgeschlossen werden. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Wahl ausschließlich per Briefwahl stattfinden soll. Der Anwalt der Beschwerdeführer, Norman Nathan Gelbart, sagte, dass das Gericht die neue Wahlordnung für rechtswidrig halte und ihre Argumente teile.

Die Jüdische Gemeinde hat in einer Erklärung betont, dass das Gericht nicht zuständig sei und der Beschluss unbegründet wirke. Sie betont das Recht der jüdischen Gemeinden, ihr Gemeindeleben selbst zu organisieren, während der Zentralrat versuche, Einfluss zu nehmen. Die Entscheidung des Gerichts werde als offenbar politisch motiviert bezeichnet. Der Zentralrat versuche die Entscheidung an sich zu reißen und zeige damit eine weitere Eskalationsstufe im Streit um die Souveränität der Gemeinden in Deutschland. Die jüdische Gemeinde werde diesen Angriff auf ihre Satzungsautonomie nicht dulden und die Wahl ordnungsgemäß fortsetzen, auch wenn es zu Sanktionen seitens des Zentralrats kommen könnte.

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Der Zentralrat betonte, dass er selbst keine Kontrollfunktion über die jüdischen Gemeinden habe. Seine Gerichtsbarkeit sei jedoch unabhängig und könne im Streitfall angerufen werden. Das Gericht besteht seit Ende 2022.

Der Streit zwischen dem Zentralrat und der Führung der Jüdischen Gemeinde um Gideon Joffe besteht schon seit längerem. Zuletzt kam es im Frühjahr zu offenen Auseinandersetzungen. Nach Turbulenzen am Abraham Geiger Kolleg in Potsdam hat die Jüdische Gemeinde angekündigt, die Trägerschaft der liberalen Rabbinerschule zu übernehmen. Der Zentralrat hat dies abgelehnt und einen Neustart des Kollegs gefordert.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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