Für viele Menschen gehört die Vermessung des eigenen Körpers inzwischen zum Alltag – Blutdruck, Herzschlag, Schritte werden protokolliert. Mit Smartphone oder Smartwatch hat jeder die Körperfunktionen und die eigene Leistungsfähigkeit stets im Blick, auf die Minute – das gilt auch für die Schlafperformance. Denn sogar nachts werden von Gadgets, Tools und Apps weiter Daten gesammelt. Dr. med. Samia Little Elk, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Somnologin der Oberberg Fachklinik Berlin Brandenburg, informiert über die Aussagekraft der Selbstvermessung und ab wann Schlafstörungen chronifizieren können.
Schlaf ist ein Grundbedürfnis des menschlichen Körpers und doch ist eine gute Schlafqualität für viele Menschen oft keine Selbstverständlichkeit. Schlaftracker sollen bei Ein- und Durchschlafproblemen Abhilfe schaffen. Doch durch ihren Einsatz mutiert das Thema mitunter zum „Leistungssport“. Nach dem Aufwachen werden erst einmal alle erhobenen Schlafparameter gecheckt: Wie schnell ist man eingeschlafen? Wie lange waren Leicht-, Tief- und REM-Schlafphase, wie die Schlafdauer und -qualität? Wie viele nächtliche Bewegungen gab es? Wie waren Atemfrequenz, Herzschlag und Sauerstoffsättigung? Zu guter Letzt werden Tipps gegeben, die die eigene Nachtruhe optimieren sollen.
„Sich mit der eigenen Gesundheit auseinanderzusetzen, ist grundsätzlich sehr zu begrüßen. Den Körper und das eigene Schlafverhalten besser kennenzulernen, kann zu einem gesünderen Lebensstil motivieren“, erklärt die Schlafexpertin der Oberberg Fachklinik Berlin Brandenburg Dr. Samia Little Elk. „Bei all den erhobenen Daten sollte jedoch nicht vergessen werden, dass Schlaftracker lediglich eine grobe Orientierung bieten. Ihre Aussagekraft ist begrenzt. Um die Schlafqualität zu beurteilen, braucht es mehr und verlässlichere Daten, als smarte Helfer liefern können. Liegt man beispielsweise ruhig im Bett und hört ein Hörbuch, wertet das technische Gadget am Arm oder am Finger dies vielleicht schon als Schlaf“, weiß die Expertin.
Ein wichtiger Parameter zur Bewertung des eigenen Schlafs ist zudem das persönliche Wohlbefinden. „Das Schlafbedürfnis ist nicht bei jedem Menschen gleich. Ob man sechs Stunden schläft oder acht, einen Teil tagsüber oder ausschließlich nachts, ist individuell verschieden. Wichtig ist, dass man sich nach dem Schlafen ausgeruht und fit fühlt“, so die Somnologin weiter.
Im Alltag wird der eigene Rhythmus oft durch Arbeit oder andere Verpflichtungen bestimmt. Viele Menschen wissen daher oft gar nicht genau, welcher Schlaftyp sie sind. Urlaub ist eine gute Gelegenheit, um die eigene innere Uhr kennenzulernen. Wann gehe ich am besten ins Bett, wann stehe ich auf, wenn kein Wecker klingelt und keine Termine anstehen? Bin ich abends früh müde oder eher noch wach und kreativ? Wer die Möglichkeit hat, kann seinen Tagesablauf entsprechend gestalten. Spätaufsteher könnten zum Beispiel das Modell der Gleitzeit nutzen, indem sie später mit der Arbeit beginnen und sich dafür morgens den Schlaf gönnen, den sie benötigen. Denn ausgeschlafen fällt die Arbeit leichter. „Die innere Uhr kann man nicht umprogrammieren oder austricksen. Quält man sich – entgegen seinem natürlichen Schlafrhythmus – jeden Tag früh aus dem Bett, hat man immer so etwas wie einen kleinen Jetlag“, erklärt Dr. Little Elk.
Es gibt allgemeine Regeln zur Schlafhygiene, wie keine Bildschirmzeit unmittelbar vor dem Ins-Bett-Gehen oder kein schweres Essen am Abend. Ist erholsamer Schlaf aber trotzdem nicht möglich, liegt der Einsatz von Schlaftrackern möglicherweise nahe. Doch zur Selbsttherapie nutzen sie wenig. Denn Ein- oder Durchschlafstörungen können vielfältige Ursachen haben. Sie können sowohl durch seelische als auch körperliche Erkrankungen oder durch einen unpassenden Lifestyle bedingt sein. Das wird oft unterschätzt. „Stellt man fest, dass man über Wochen erschöpft und müde ist, aber der Schlaf keine ausreichende Erholung bietet, ist es ratsam, sich an eine Schlafexpertin oder einen Schlafexperten zu wenden“, so Dr. Little Elk.
In der Oberberg Fachklinik Berlin Brandenburg steht bei der Behandlung von Ein- oder Durchschlafproblemen ein ausführliches Anamnesegespräch an erster Stelle. Hier wird ein ganzheitlicher Eindruck von der jeweiligen Lebens- und Schlafsituation gewonnen. Vorerkrankungen, Medikamente, körperliches und seelisches Befinden sowie Beruf und Karrieresituation und familiären Bedingungen werden dabei berücksichtigt, denn all diese Faktoren wirken sich auf die Schlafqualität aus. Erst wenn die Anamnese auf signifikante Störungen, die länger als drei Monate andauern, hinweist, in der Fachsprache Insomnie genannt, wird eine Schlafmessung vorgenommen. Sie ermittelt u.a. Daten zur Hirnstromaktivität, Muskelspannung und Augenbewegungen. Mit einem individuellen Behandlungsplan werden die Schlafstörungen schließlich angegangen, um einen erholsamen Schlaf wieder möglich zu machen.
**Erklärvideo von Dr. Samia Little Elk mit Informationen zum Kompetenzzentrum für Schlafmedizin der Oberberg Fachklinik Berlin Brandenburg:** [Video](https://ots.de/yd77jk)
**Über die Oberberg Gruppe:** Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten in Deutschland. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeutinnen oder Therapeuten und Selbsthilfegruppen.
Quelle: Oberberg Kliniken / ots