Berlin Aktuell

Firmen-Aus – Warum mit „Robben & Wientjes“ ein Stück Berlin verschwindet

Robben & Wientjes, die legendäre Autovermietung, die seit 1978 in Berlin ansässig ist, gehört seit 2018 endgültig der Vergangenheit an. Bekannt für ihre Pritschenwagen und Lkw mit dem charakteristischen Robben-Logo, war das Unternehmen mehr als nur ein Dienstleister. Die Fahrzeuge von Robben & Wientjes gehörten zum Stadtbild der Hauptstadt wie das Wort "Robbe" zur Berliner Sprache.

Früher war es in Berlin üblich, innerhalb der Stadt umzuziehen. Es gab genügend freien Wohnraum, der für die meisten erschwinglich war. Doch heutzutage hat sich die Situation drastisch geändert. Umzüge innerhalb der Stadt sind teuer geworden und viele können sie sich nicht mehr leisten. Entweder haben die Menschen kaum etwas zu transportieren, weil Wohnungen in Berlin immer kleiner und teurer werden, oder sie haben so viel Geld, dass sie den Umzug von einer "Relocation"-Agentur organisieren lassen. Die Miete eines "Robben" ist in diesem Zusammenhang überflüssig geworden und die Firma ist nun endgültig von der Bildfläche verschwunden, nachdem sie bereits 2018 von Buchbinder übernommen wurde.

Die beiden Gründer von Robben & Wientjes, Dietmar Robben und Wolfgang Wientjes, hatten ihr Unternehmen mit Sitz in Berlin-Kreuzberg kontinuierlich ausgebaut. Dabei war es ihnen wichtig, Firmengrundstücke zu kaufen anstatt zu mieten, um nachhaltig wachsen zu können. Dieser Ansatz führte letztendlich zu einer Flotte von fast 1.000 Fahrzeugen, die jedes Jahr rund 50 Millionen Kilometer zurücklegten.

Ein Kennzeichen von Robben & Wientjes waren auch ihre analogen Planungsmethoden. Die Buchung erfolgte telefonisch in den Filialen, wo man direkt die typische Atmosphäre der Vermietung spüren konnte. Die Mitarbeiter rauchten noch in den öffentlichen Bereichen, der Kaffee sah immer gleich aus und wichtige Informationen wurden in übergroßen Kalendern und Listen festgehalten. Obwohl es am Telefon oft den Anschein erweckte, dass es schwierig wäre, noch einen freien Transporter zu bekommen, wurde den Kunden fast immer geholfen.

Siehe auch  Ex-Footballstar O.J. Simpson im Alter von 76 Jahren gestorben

Eine weitere Besonderheit von Robben & Wientjes war das Verhältnis zwischen den Mitarbeitern und den Kunden. Während die Mitarbeiter oft wie Könige behandelt wurden, waren die Kunden nur Kunde. Um den Mitarbeitern zu imponieren, konnte man versuchen, die hohe Kaution möglichst beiläufig auf den Tisch zu legen oder Antworten zu geben, als wüsste man bereits, wie alles funktionierte. Nach dem erfolgreichen Umzug konnte man den Transporter dann zurück auf den Hof bringen und fühlte sich fast wie Manfred Krug in "Auf Achse", der eine wichtige Fracht pünktlich abgeliefert hatte.

Leider sind die Robben nun endgültig aus dem Stadtbild verschwunden. Die ehemaligen Mietstationen wurden veräußert und die Fahrzeuge gibt es nicht mehr. Ein kapitelreicher Teil der Berliner Geschichte ist somit zu Ende gegangen.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Adblock erkannt!

Adblocker speichern und verwenden Ihre personenbezogenen Daten und verkaufen diese u.U. an Dritte weiter. Schalten Sie in Ihrem und unserem Interesse den Adblocker aus. Keine Angst, wir verwenden keine Popups oder Umleitungen. Ein paar kleine, unauffällige Banner finanzieren uns einen Kaffee. Sonst gibt's hier keine Werbung.