Glasmanufaktur Tschernitz in der Krise: Kommt ein Retter?
Die Glasmanufaktur Brandenburg steckt in der Insolvenz, während potentielle Investoren um Rettung der Solarindustrie kämpfen.

Glasmanufaktur Tschernitz in der Krise: Kommt ein Retter?
Die Glasmanufaktur Brandenburg (GMB) aus Tschernitz steht seit rund zwei Monaten im Insolvenzverfahren. Geschäftsführer Nico Succolowsky äußerte, dass ein Investor Interesse an dem Unternehmen gezeigt hat. Konkrete Details zu diesem potenziellen Investor wurden jedoch noch nicht veröffentlicht, da eine öffentliche Äußerung erst nach einer konkreten Vereinbarung erfolgen soll. Es wird erwartet, dass bis Ende September 2025 eine Entscheidung über die Rückkehr zur Vollproduktion beziehungsweise über die Zukunft des Unternehmens getroffen wird. Der Insolvenzverwalter und die Unternehmensleitung arbeiten intensiv daran, geeignete Investoren zu finden, um die Produktion wieder aufnehmen zu können.
Die Glasmanufaktur ist das einzige Werk in Europa, das Solarglas für Photovoltaikanlagen produziert. Trotz dieses Alleinstellungsmerkmals sieht sich das Unternehmen mit großer Konkurrenz konfrontiert, insbesondere aus Asien, wo die Produktionskosten deutlich niedriger sind. Succolowsky kritisierte außerdem, dass weder der Bund noch das Land Brandenburg bis zum jetzigen Zeitpunkt Unterstützung geleistet hätten, was die Situation für die Glasmanufaktur zusätzlich verschärft.
Krise der Solarbranche
Die Insolvenz der GMB ist Teil einer größeren Krise, die die deutsche Solarbranche erfasst hat. Diese Branche hat nach einem Boom in den Jahren 2022 und 2023 einen dramatischen Rückgang erlebt. Der Nachfrageeinbruch nach Photovoltaik-Anlagen begann bereits Anfang 2024 und hält auch 2025 an. Experten warnen, dass in den kommenden 12 bis 36 Monaten Unruhe herrschen wird, während die Marktbedingungen sich verschlechtern – vor allem aufgrund der aggressiven Preispolitik günstiger asiatischer Produkte. Rund 94 % der in Deutschland angebotenen PV-Module stammen mittlerweile aus Asien, was die lokale Konkurrenz massiv unter Druck setzt. Der Markt wurde in 2024 von zahlreichen Insolvenzen erschüttert, und Unternehmen wie Eigensonne und Amia Energy mussten ebenfalls Insolvenz anmelden.
Ein weiteres Beispiel ist die Schweizer Firma Meyer Burger, die Ende Mai Insolvenz für ihre deutschen Tochtergesellschaften beantragt hat. Diese Unternehmen verhandeln nun mit potenziellen Investoren, um ihre Werke in Sachsen-Anhalt und Sachsen zu retten. Der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther berichtet von einer positiven Resonanz auf den Investorenprozess, was zumindest für einige Firmen Hoffnung auf eine Sanierung bietet. Wie bei der GMB könnte eine Übernahme durch Investoren den Betrieb ohne Altverbindlichkeiten ermöglichen.
Politische Unterstützung und regionale Bedeutung
Auch auf politischer Ebene gibt es Forderungen zur Unterstützung der Solarindustrie. So hat der Landrat Harald Altekrüger (CDU) bereits im Januar 2025 eine Rettung der regionalen Glasindustrie gefordert. Es bleibt abzuwarten, ob und in welcher Form politische Maßnahmen ergriffen werden, um die schützenswerte Branche angesichts der aktuellen Herausforderungen zu unterstützen. Während die Sanierungschancen bei einigen Unternehmen bestehen, gibt es gesamtwirtschaftlich große Bedenken aufgrund des Marktrückgangs und der steigenden Konkurrenz.
Die kommenden Monate werden entscheidend für die Zukunft der Glasmanufaktur Brandenburg und der gesamten Solarbranche in Deutschland sein. Die Industrie wird möglicherweise eine lange und herausfordernde Phase durchleben müssen, während die Wettbewerbsbedingungen sich weiterhin aus asiatischen Märkten verschärfen. Die Hoffnung auf eine Erholung bleibt bestehen, jedoch wird diese voraussichtlich nur schrittweise und nicht auf dem Niveau der Vorjahre erfolgen.