Rolle der Chemieindustrie im PFAS-Debakel: Bundeskanzler Scholz und die Umweltbewertung
Am 3. September 2024 gab es in Marl, im Chemiepark eines der größeren Unternehmen in Deutschland, eine bedeutende Diskussion über die Verwendung von PFAS, auch bekannt als die „Ewigkeitschemikalien“. Diese Substanzen, die in zahlreichen industriellen Anwendungen eingesetzt werden, sind bekannt für ihre extremen Haltbarkeit und ihre schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt sowie die menschliche Gesundheit. Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich kürzlich für einen pragmatischen Ansatz zur Regulierung dieser Chemikalien ausgesprochen, was zu einem heftigen Bündnis der Umweltverbände geführt hat.
Die Essenz dieser Diskussion reicht weit über die Mauern des Chemieparks hinaus. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat scharfe Kritik an Scholz geübt und darauf hingewiesen, dass die Ablehnung eines umfassenden Verbots von PFAS potenziell gefährliche Auswirkungen auf das Wohl der Bevölkerung haben könnte. Manuel Fernandez, ein Experte für Chemikalienpolitik beim BUND, bezeichnete den Ansatz des Bundeskanzlers als bedenklich und warnt vor den unbeabsichtigten Konsequenzen, die eine weitergehende Freigabe dieser Chemikalien mit sich bringen könnte.
Die EU-Initiative zur Beschränkung der gesamten PFAS-Gruppe ist eine Reaktion auf die alarmierende Ausbreitung dieser Chemikalien, die mittlerweile in unseren Gewässern und in Nahrungsmitteln nachgewiesen wurden. Ursprünglich ging man von etwa 4.700 verschiedenen PFAS-Substanzen aus; heute schätzt man die Zahl auf 10.000 bis 15.000. Diese Zunahme an erkannten Chemikalien stellt eine der größten Herausforderungen für den Umweltschutz dar.
Die momentane rechtliche Landschaft zeigt, dass es einen dringenden Handlungsbedarf gibt. Die bestehende Chemikalienverordnung REACH in der EU könnte als Ausgangspunkt genutzt werden, um ein umfassendes Verbot zu erlassen. Doch der Widerstand aus der Industrie ist stark und verwirrend, da Interessengruppen ein umfassendes Verbot aufgrund der befürchteten wirtschaftlichen Belastungen ablehnen.
Ein umfassendes Verbot würde nicht nur das Risiko für die Umwelt mindern, sondern auch Unternehmen dazu bewegen, nachhaltig zu denken. Der BUND hat wiederholt betont, dass es bereits unterschiedliche PFAS-freie Alternativen gibt, die in vielen Konsumgütern verwendet werden können, ohne die Verbraucher zu gefährden. Dies sollte nicht als hinderlich, sondern als Chance für Innovation und Fortschritt betrachtet werden.
Die Diskussion über PFAS ist also nicht nur eine Frage der Chemie, sondern betrifft die gesamte Gesellschaft. Ein gesunder Ökosystemansatz, der sowohl Mensch als auch Natur in den Fokus rückt, könnte langfristig die Grundlage für eine ordentliche und verantwortungsvolle Nutzung von Chemikalien liefern. Die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit könnten durch einen koordinierten und rechtzeitig umgesetzten Handlungsplan abgemildert werden.
Die Auseinandersetzung um PFAS zeigt uns allen, dass wir uns ernsthaft mit den langfristigen Konsequenzen unseres Handelns auseinandersetzen müssen. Es gilt, unsere Umwelt nicht nur aus kurzfristiger Profitgier heraus zu gefährden, sondern nachhaltige Lösungen zu fördern, die für zukünftige Generationen von entscheidender Bedeutung sind.