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Bundeskanzler Scholz auf Aids-Konferenz: Forderung nach Versorgung für Menschen ohne Aufenthaltspapiere und Krankenversicherung

Deutsche Aidshilfe zur Welt-Aids-Konferenz: Medizinische Versorgung für alle – auch in Deutschland!

In Berlin wird heute die 25. Internationale Aids-Konferenz AIDS 2024 eröffnet, bei der Bundeskanzler Olaf Scholz eine bedeutende Rolle spielt. Die Deutsche Aidshilfe nutzt diese Gelegenheit, um auf die Notwendigkeit einer umfassenden medizinischen Versorgung für alle Menschen in Deutschland hinzuweisen, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus oder ihrer Krankenversicherung.

Sylvia Urban, Vorstandsmitglied der Deutschen Aidshilfe, betont die Bedeutung einer guten Versorgung für alle, da Prävention, medizinische Behandlung und ein Leben ohne Ausgrenzung und Diskriminierung grundlegende Rechte aller Menschen sind. Obwohl eine angemessene Versorgung bereits möglich ist, besteht noch viel Nachholbedarf, sowohl global als auch in Deutschland.

Insbesondere Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung haben in Deutschland immer noch keinen uneingeschränkten Zugang zur HIV-Therapie. Dies führt zu vermeidbaren Aids-Erkrankungen und zur weiteren Übertragung von HIV. Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag eine Lösung für dieses Problem versprochen, allerdings bisher nichts umgesetzt.

Die Deutsche Aidshilfe appelliert daher an Bundeskanzler Olaf Scholz, bei der Eröffnung der Konferenz klarzustellen, dass alle Menschen mit HIV in Deutschland Zugang zur Versorgung erhalten sollten, unabhängig von ihrer Herkunft oder Versicherungsstatus. Gesundheit ist ein Menschenrecht und es sollte kein HIV-positiver Mensch im Gastgeberland der Welt-Aids-Konferenz im Stich gelassen werden.

Eine besonders alarmierende Situation besteht für Menschen ohne Aufenthaltspapiere, da eine Meldung an die Ausländerbehörde erfolgt, wenn sie medizinische Versorgung in Anspruch nehmen. Dies kann zur Abschiebung führen und verhindert, dass viele Menschen mit schweren Erkrankungen eine angemessene Behandlung suchen. Bei HIV-Infektionen kann dies zu potenziell tödlichen Aids-Erkrankungen führen, obwohl HIV-Therapien diese verhindern und die Übertragung verhindern können. Die Deutsche Aidshilfe fordert eine bundesweite Lösung für diese Versorgungslücke.

Während große Fortschritte im Kampf gegen HIV und Aids in den letzten 30 Jahren erzielt wurden und das Ziel der Beendigung der Aids-Pandemie bis 2030 von der UNAIDS festgelegt wurde, haben immer noch rund 25 Prozent der Menschen mit HIV weltweit keinen Zugang zu lebensrettenden Medikamenten. Jede Minute stirbt weiterhin ein Mensch an Aids.

Ist die Therapiequote in Osteuropa und Zentralasien nur bei rund 50 Prozent, was zu einem Anstieg der HIV-Infektionen in den letzten Jahren führt. Neben der geringen Behandlungsquote fehlen in vielen Ländern angemessene Präventionsprogramme für besonders betroffene Gruppen wie schwule Männer oder Menschen, die intravenös Drogen konsumieren. Stattdessen werden sie ausgegrenzt und strafrechtlich verfolgt.

Mehrere afrikanische Länder, darunter Uganda und Ghana, erschweren die Prävention für schwule Männer durch verschärfte Strafverfolgung und Intoleranz. Dies gefährdet die bisherigen Erfolge im Kampf gegen HIV und Aids. Die UNAIDS beklagt seit Jahren einen Mangel an finanziellen Mitteln für die Prävention in besonders gefährdeten Gruppen und weist darauf hin, dass 90 Prozent der bis 2025 benötigten Mittel fehlen.

Die Deutsche Aidshilfe nimmt mit einer 40-köpfigen Delegation an der Internationalen Aids-Konferenz teil und fordert eine umfassende medizinische Versorgung für alle Menschen in Deutschland. Gemeinsam mit anderen Organisationen präsentiert sich die Deutsche Aidshilfe am Deutschen Stand und organisiert verschiedene Veranstaltungen zum Thema Leben mit HIV und verwandten Themen.

In Deutschland leben schätzungsweise 96.700 Menschen mit HIV, von denen rund 8.200 nichts von ihrer Diagnose wissen. Dank wirksamer Medikamente ist HIV heute gut behandelbar und unter Therapie auch nicht mehr übertragbar. Dennoch fühlen sich viele Menschen mit HIV aufgrund von Vorurteilen in ihrem Leben beeinträchtigt und haben Diskriminierung in verschiedenen Lebensbereichen erlebt.

Die Weltgemeinschaft darf nicht nachlassen, die Maßnahmen gegen HIV und Aids zu finanzieren, um das globale Ende von Aids bis 2030 zu erreichen. Die Deutsche Aidshilfe fordert einen neuen, starken Impuls, um dieses Ziel zu erreichen.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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