Die Auswirkungen der Bürokratie auf die Hilfsmittelversorgung: Ein Plädoyer für Vereinfachung
Die Diskussion um die Bürokratie in der Hilfsmittelversorgung nimmt immer neue Formen an. Jüngste Äußerungen des GKV-Spitzenverbandes (GKV-SV) im Rahmen des Mehrkostenberichts werfen Fragen auf, die über die bloße Statistik hinausgehen. Demnach erfolgen laut GKV-SV bereits 80 Prozent der Hilfsmittelversorgungen ohne Mehrkosten, was die Anforderung zusätzlicher Begründungspflichten als überflüssig erscheinen lässt. Diese Situation beleuchtet die Notwendigkeit, den bürokratischen Aufwand in der Hilfsmittelversorgung zu minimieren.
Eine Umfrage des Verbands „Wir versorgen Deutschland“ (WvD) zeigt alarmierende Trends auf. Fast 70 Prozent der Sanitätshäuser nutzen mehr als 30 Prozent ihrer Arbeitszeit für bürokratische Aufgaben. Dies hat sich im Vergleich zu den Vorjahren weiter verschärft, während nahezu 93 Prozent der Befragten erwarten, dass dieser Aufwand in Zukunft zunehmen wird. Dieses hohe Maß an Bürokratie beeinflusst nicht nur die Effizienz der Versorgungsunternehmen, sondern auch die Qualität der Patientenversorgung.
Die politischen Forderungen nach einer weiteren Regulierung der Hilfsmittelversorgung, die ohnehin bereits durch einen Dschungel aus Vorschriften gekennzeichnet ist, treffen auf Widerstand. Die Generalsekretäre Kirsten Abel und Patrick Grunau kritisieren diese Entwicklungen als „Bürokratiewahn“. Sie fordern einen grundlegenden Abbau dieser überbordenden Regelungen, um die Versorgungsqualität zu erhöhen und die Mittel der Versicherten effektiver zu nutzen.
Die Freiheit, über sogenannte Mehrkostenvereinbarungen eine individuellere Versorgung zu wählen, steht ebenfalls auf dem Spiel. Ein Gutachten von Prof. Dr. Helge Sodan aus dem Jahr 2022 stellt klar, dass neue Begründungspflichten eine unzulässige Einschränkung der Privatautonomie darstellen und die Kompetenzen des GKV-SV überschreiten. Patienten sollten die Wahl haben, zusätzliche Kosten für eine höhere Lebensqualität selbst zu tragen, während die Solidargemeinschaft nicht unnötig belastet wird.
Für die Zukunft ist es entscheidend, dass sich politische Entscheidungsträger, die GKV und andere Beteiligte auf die Vereinfachung der bürokratischen Prozesse konzentrieren. Der WvD hat bereits ein Reformpaket vorgelegt, das nicht nur die Belastung für die Sanitätshäuser verringern, sondern auch die Patientenversorgung aufwerten soll. Die Einhaltung von bewährten Praktiken zur Reduzierung von Bürokratie muss im Vordergrund stehen, um den Bedürfnissen der Versicherten gerecht zu werden.
Die Diskussion um die Bürokratie in der Hilfsmittelversorgung ist mehr als nur eine innersektorale Angelegenheit. Sie beeinflusst die gesamte Gesundheitsversorgung, die Zahl der verfügbaren Ressourcen und letztlich auch das Wohlergehen der Patienten. Ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung wäre ein gemeinsames Handeln aller Beteiligten zur Förderung von Effizienz und Qualität in der Gesundheitsversorgung.