Viele Häftlinge in der DDR vertrauten ihre Sorgen und Nöte einem Gefängnisseelsorger an. Doch der Mann war Stasi-IM und gab die Informationen weiter. Jahrzehnte später äußert sich nun die Kirche zu dem Fall.
Gemäß einem Bericht von www.welt.de hat der Berliner Bischof Christian Stäblein Fehler der evangelischen Kirche im Umgang mit einem als Stasi-Spitzel tätigen DDR-Gefängnisseelsorger eingeräumt. Der Pfarrer (1925-2006) arbeitete von 1959 bis 1989 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit. Nach Bekanntwerden der IM-Tätigkeit 1992 hätten für den Mann jedoch keine Konsequenzen gehabt, während Spitzelopfer schwere Konsequenzen erleiden mussten.
Laut Stäblein argumentierte die damalige Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg (EKiBB) nach der Wende, der Seelsorger sei beim DDR-Innenministerium und nicht bei der Kirche angestellt gewesen. Gleichzeitig erhielt er von der Kirche jedoch Pensionszahlungen und offizielle Danksagungen. Das Argument, der Seelsorger habe in keinem kirchlichen Dienstverhältnis gestanden und hätte daher nicht unter eine kirchliche Überprüfung fallen können, sei heute laut Stäblein als falsch anzusehen. Die Kirchenleitung räumte Fehler im Umgang mit dem Fall ein und verpflichtete sich zur weiteren Aufarbeitung der DDR-Geschichte.
Die Betroffenen hatten den Gefängnisseelsorger während ihrer Haft kennengelernt und durch Gespräche mit ehemaligen politisch Inhaftierten wurde die Erklärung von Bischof Stäblein angestoßen.