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Berlin: Mann mit unterschiedlichen Beinlängen verliert Führerschein nach Verkehrsunfall

Verletzung der Menschenwürde: Berliner verliert Führerschein aufgrund unterschiedlicher Beinlängen

Ein Verkehrsunfall in Brandenburg hat für einen Berliner Autofahrer zu erheblichen Konsequenzen geführt. Der 59-jährige Thorsten Neumann, der bereits seit 35 Jahren im Besitz eines Führerscheins ist, wurde von der Polizei kontrolliert und kurzerhand der Führerschein entzogen, da sein rechtes Bein kürzer ist als sein linkes.

Für Thorsten Neumann stellt das Auto einen wichtigen Bestandteil seines Alltags dar. Er nutzt es sowohl für den Arbeitsweg als auch für seine Einkäufe. Als über zwei Meter großer Mann ist er aufgrund der unterschiedlichen Beinlängen auf orthopädische Schuhe angewiesen und gilt offiziell als schwerbehindert.

Am 15. April überfuhr Neumann mit seinem Mercedes-Benz aus Unachtsamkeit ein Verkehrsschild in der Germendorfer Allee in Oranienburg. Er reagierte sofort und räumte die Trümmerteile von der Fahrbahn, bevor er zum nächsten Polizeirevier fuhr, um den Vorfall zu melden.

Doch was er dort erlebte, schockierte ihn. Neumann berichtet, dass der Umgang der Polizisten mit ihm zur Farce wurde. Neben einer Alkoholkontrolle wurde er auch aufgefordert zu beweisen, dass er mit seinen Beinen überhaupt die Pedale im Auto erreichen könne. Dabei fragten die Beamten ihn sogar, warum er so komisch laufe.

Neumann fühlte sich von den Polizisten verhöhnt und der Lächerlichkeit preisgegeben. Er nimmt an, dass sie aufgrund seiner körperlichen Behinderung auch eine geistige Einschränkung vermuteten. Die Beamten drohten sogar mit Zwang und Gewalt, sollte er seine Papiere nicht aushändigen. Schließlich durfte er gehen, musste jedoch 523 Euro als Vorauszahlung für den Abschleppdienst besorgen.

Nach dem Vorfall fühlte sich Neumann ungerecht behandelt und diskriminiert. Am 25. April erhielt er schließlich seinen Führerschein zurück. Eine Staatsanwältin aus Neuruppin bestätigte dies auf Nachfrage der Zeitung BILD. Ein Sprecher der Behörde bezeichnete die Annahme, dass unterschiedliche Beinlängen einen körperlichen Mangel darstellen sollen, als abstrus.

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Dennoch war Neumann mit dem Umgang der Polizeibeamten nicht zufrieden. Auf Anraten seiner Familie beschwerte er sich über deren Verhalten. Im Mai schrieb er einen Brief an den Brandenburger Polizeipräsidenten Oliver Stepien. Eine Mitarbeiterin der Polizeidirektion Nord meldete sich daraufhin und bat um Geduld.

Obwohl ihm Mitte Juni mitgeteilt wurde, dass die Diffamierung seitens der Beamten nicht beabsichtigt war, wurde das Beschwerdeverfahren aufgrund der laufenden Ermittlungen gegen Neumann ausgesetzt. Für Neumann sind die Aussagen der Polizei jedoch lediglich ein Versuch der Schadensbegrenzung.

Kürzlich erhielt Neumann einen weiteren Brief von der Polizei aus Potsdam. Darin wurde ihm mitgeteilt, dass das Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt wurde, während die Bearbeitung seiner Beschwerde fortgesetzt wird. Erneut wurde um Geduld gebeten.

Thorsten Neumann ist mit dieser Situation jedoch nicht zufrieden. Er fordert eine Aufklärung und Konsequenzen für das Verhalten der Polizeibeamten. Er ist der Meinung, dass der Umgang mit Menschen nicht dermaßen respektlos sein darf.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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