Berlin ist nach wie vor ein attraktives Ziel für Flüchtlinge und Asylbewerber aus der ganzen Welt. Die Zahl der Menschen, die jeden Monat, jede Woche und jeden Tag in der Stadt ankommen, spiegelt dies deutlich wider. Ein Großteil von ihnen entscheidet sich außerdem dafür, in Berlin zu bleiben. Dies stellt die Stadt vor große Herausforderungen, da sie bereits überfüllt ist und der Wohnungsneubau nur langsam vorankommt. Dennoch gibt es Ausnahmen, wie zum Beispiel das Projekt einer neuen Flüchtlingsunterkunft in Spandau, das für mehr als 500 Personen ausgelegt ist. Das Besondere daran ist, dass die Anlage später in den regulären Wohnungsmarkt übergehen soll.
Laut dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) sind seit Anfang des Jahres bis Ende Juni 6531 Asylbewerber in Berlin angekommen. Das sind fast 1700 oder 34 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Täglich suchen etwa 90 Menschen in Berlin um Asyl nach, wovon 60 in der Stadt bleiben.
Die Situation ist ähnlich bei den Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine fliehen. Laut LAF bleiben 50 von 70 täglichen Neuankömmlingen in Berlin. In den ersten sechs Monaten haben etwa 8500 ukrainische Flüchtlinge in der Stadt Zuflucht gefunden.
Allerdings gibt es in Berlin bekanntlich einen Mangel an Wohnraum. Dies liegt unter anderem daran, dass private Unternehmen kaum noch im Wohnungsneubau tätig sind. Aktuell ist es rentabler, bestehende Wohnungen zu kaufen und teuer weiterzuvermieten oder zu verkaufen.
Eine Folge dieser privaten Neubauverweigerung ist, dass es wenig Platz für Flüchtlinge und Asylbewerber gibt. Tausende Menschen leben derzeit in den ehemaligen Flughäfen Tempelhof und Tegel in Hangars, Zelten oder Containern. Dies führt zu prekären Wohnverhältnissen, die bereits von früheren Sozial- und Integrationssenatorinnen moniert wurden.
Die aktuelle Sozial- und Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe teilt diese Bedenken und hat gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner eine Taskforce eingerichtet, die potenzielle Neubauprojekte ausfindig machen soll. Es ist jedoch höchst unwahrscheinlich, dass dazu das weite Tempelhofer Feld gehört, auf dem sich CDU-Fraktionschef Dirk Stettner eine große Zeltstadt vorstellt.
Die einzigen Unternehmen, die in Berlin noch nennenswert neuen Wohnraum schaffen, sind die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. Die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) baut derzeit eine Flüchtlingsunterkunft in Spandau. Die modulare Bauweise (MUF) ermöglicht den Bau von 128 Wohnungen, die von knapp 570 Flüchtlingen genutzt werden sollen. Sobald die Bindung ausläuft, soll das Projekt dem regulären Wohnungsmarkt zur Verfügung stehen und Platz für rund 300 Menschen bieten.
Bei einem kürzlichen Richtfest lobte der Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler das Modell. Es ermögliche den Bau von neuem Wohnraum und biete gleichzeitig einen geschützten Ort für Geflüchtete. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass es auch in Spandau Probleme gibt. Bei der Feierstunde äußerten Anwohner Beschwerden über Lärm und Müll, der sowohl von der Baustelle als auch von der benachbarten Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete stammt.