Berlin Aktuell

Aktivist*innen besetzen ehemaliges Fabrikgebäude in der Hermannstraße 48 gegen steigende Büromieten

Titel: Aktivist*innen besetzen ehemalige Fabrikwohnung in Berliner Kiez

Untertitel: Besetzung soll auf prekäre Wohnsituation und drohende Verdrängung aufmerksam machen

Bei der ehemaligen Fabrikwohnung in der Hermannstraße 48 in Berlin ist nach zwei Jahren wieder Leben eingekehrt. Allerdings anders als vom Eigentümer geplant. Aktivistinnen haben das leerstehende Gebäude besetzt und Transparente aus den Fenstern gehängt, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Die neuen Eigentümer, die Hermannshof 48 Grundbesitzgesellschaft mbH, planen, die Wohnungen als Büros zu vermieten und verkaufen. Die Aktionsgruppe Unterstützung H48 (AUH48) kritisiert dies scharf und erklärt, dass insgesamt 60 Bewohnerinnen von Kündigungen betroffen seien.

Das Hinterhaus, das sich im ehemaligen Fabrikgebäude befindet, wird laut AUH48 fälschlicherweise als Gewerberaum statt Wohnraum behandelt. Die Aktivistinnen bestehen darauf, dass es sich um Wohnraum handelt und keine Büros. Sie sehen die Situation auf dem Wohnungsmarkt als alarmierend an und bezeichnen die aktuelle Situation als die größte Mietenkrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Besetzerinnen kommen direkt aus dem Kiez und betonen ihre Solidarität mit den Nachbar*innen.

Die Besetzung soll nicht nur auf die drohende Verdrängung der Bewohner*innen hinweisen, sondern auch auf die Problematik steigender Mieten und hipper Start-ups, die das soziale Gefüge in der Nachbarschaft zerstören. Das Kollektiv AUH48 fordert einen Mietendeckel und langfristig eine Vergesellschaftung der Wohnungen. Sie befürchten, dass die Wohnungsunternehmen die Probleme nur an andere investorenweiterverkaufen und dadurch langfristig höhere Risiken entstehen.

Die Besetzung der Hermannstraße 48 ist nicht das erste Zeichen des Widerstands gegen Verdrängung in dieser Gegend. Mehr als 140 Mieterinnen haben sich zu einem Mietshäusersyndikat zusammengeschlossen, um den Verkauf der Wohnanlage zu verhindern. Der Bezirk Neukölln hat das kommunale Vorkaufsrecht ausgeübt, um die Bewohnerinnen zu unterstützen. Allerdings wurde dieser Plan im November 2021 vom Bundesverwaltungsgericht faktisch abgeschafft. Der Bezirk zog daraufhin aufgrund rechtlicher und finanzieller Risiken den Vorkaufsbescheid zurück.

Die Aktivist*innen in der besetzten Wohnung erhoffen sich, dass der Eigentümer mit ihnen in Verhandlungen eintritt und die Besetzung anerkennt. Bis dahin machen sie deutlich, dass sie hier nicht nur wohnen, sondern auch kämpfen. Eine Räumung durch die Berliner Polizei wurde bis zum Sonntagabend noch nicht durchgeführt.

Die Besetzung der Hermannstraße 48 ist ein weiteres Beispiel für den anhaltenden Kampf gegen Verdrängung in Berlin und die wachsende Protestbewegung für bezahlbaren Wohnraum. Mit Aktionen wie dieser wollen die Aktivist*innen auf die prekäre Wohnsituation aufmerksam machen und für eine gerechtere Wohnpolitik eintreten.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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