In einem turbulenten Wahlprozess haben die Pankower Grünen Julia Schneider zur Direktkandidatin für die Bundestagswahl gewählt. Die 34-jährige Vize-Fraktionschefin im Berliner Abgeordnetenhaus setzte sich am Mittwochabend mit beeindruckenden 74,3 Prozent der Stimmen gegen den bisherigen Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar durch, der lediglich 35 Prozent der Stimmen erhielt. Laut rbb24 resultierte diese Neuwahl aus den schweren Vorwürfen der sexuellen Belästigung, die gegen Gelbhaar erhoben wurden. Er bestreitet die Anschuldigungen vehement und ist juristisch gegen diese vorgegangen.
Neuer Wind bei den Grünen
Die Entscheidung, die Kandidatur zu wiederholen, erfolgte auf Drängen des Kreisvorstands, nachdem mehrere Frauen aus der Partei sich gemeldet hatten. Die anhaltende Berichterstattung über die Vorwürfe führte zu einem sprunghaften Anstieg des Interesses an der Wahlversammlung. Der Platz in der Kulturmarkthalle musste kurzfristig erweitert werden, da viele Mitglieder anwesend sein wollten, um diese wegweisende Entscheidung zu treffen, wie der Tagesspiegel berichtete. Schneider selbst betonte in ihrer Rede, dass sie eine sichere und hörbare Plattform für Frauen schaffen wolle und sich für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen werde.
Die Pankower Grünen hatten das Direktmandat 2021 als einziges in Ostdeutschland erhalten, was die Bedeutung dieser Entscheidung zusätzlich unterstreicht. Das Zeitfenster zur erneuten Wahl ist durch das Bundeswahlgesetz geregelt; die Frist zur Einreichung des Kreiswahlvorschlags endet am 20. Januar. Vor diesem Hintergrund konnten die Grünen in Pankow die Wahl ohne weitere Einschränkungen durchführen, wie rbb24 hervorhob. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation rund um Gelbhaar weiterentwickelt und ob die Vorwürfe auf eine breitere politische Debatte Einfluss nehmen werden.