In der Berliner Staatsbibliothek wird am Vorabend des Weihnachtsfestes ein Musikschatz präsentiert, der die Geschichte der klassischen Musik entscheidend geprägt hat. Es handelt sich um Johann Sebastian Bachs berühmtes Weihnachtsoratorium, das vor 290 Jahren uraufgeführt wurde. Bachs Meisterwerk erblickte zwischen dem 25. Dezember 1734 und dem 6. Januar 1735 in der Nikolaikirche und der Thomaskirche in Leipzig das Licht der Welt. Seit 1854 befindet sich das 148 Seiten umfassende Musikautograph, unter dem wachsamen Blick von Martina Rebmann, der Leiterin der Musikabteilung, in den Händen der Bibliothek. Sie berichtet über die besonderen Merkmale dieses Werkes, einschließlich eines bemerkenswerten Fehlers in der ersten Zeile, die Bach irrtümlich mit „Tönet, Ihr Pauken“ begann und sofort wieder strich, um die richtige Formulierung „Jauchzet, frohlocket“ zu verwenden.
Bachs Herausforderungen und Siege
Doch das Weihnachtsoratorium war während seiner Entstehung alles andere als unproblematisch. Der Stadtrat von Leipzig war skeptisch und fand Bachs Musik zu kompliziert für das einfache Ohr des Kirchenvolks. Trotz dieses Widerstands konnte Bach sich 1734 durchsetzen und sein Meisterwerk zur Festzeit aufführen, was seiner Karriere an der Spitze der Kirchenmusik förderlich war. Es ist kaum fassbar, dass Bach, ein wahrer Virtuose, nach zehn Jahren in Leipzig sogar in Betracht zog, sich anderswo umzusehen, nachdem man ihm die finanzielle Unterstützung für seine geniale Kirchenmusik verweigerte.
Die aktuelle Ausstellung des Weihnachtsoratoriums in der Staatsbibliothek, die von Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr zugänglich ist, bietet Besuchern einen Einblick in den kreativen Prozess eines der größten Komponisten aller Zeiten. Auch die Vorführung und Dokumentation von Bachs Leben und Werk werden durch den musikgeschichtlichen Hintergrund von Martina Rebmann bereichert, die die Besucher mit ihrem umfangreichen Wissen an diesen besonderen Ort führt. In dieser Winterzeit können Musikliebhaber und Geschichtenerzähler die Bedeutung von Bachs Musik in einer der eindrucksvollsten Sammlungen genießen. Der Eintritt ist kostenlos, und die Schatzkammer wird als ein Ort der Ehrfurcht und Wertschätzung für klassische Musik in Berlin zu einem besonderen Erlebnis für jeden Besucher.”