Der renommierte Rechtsmediziner Michael Tsokos, ehemaliger Leiter der Rechtsmedizin an der Berliner Charité, sprach in einem Interview über seine berufliche Entwicklung und die Gründe für seinen Abschied. Tsokos betonte, dass die Hochschulmedizin nicht politisch sein sollte und zeigte Unzufriedenheit mit der Entwicklung an der Charité. Insbesondere die Vernachlässigung der studentischen Ausbildung in der Rechtsmedizin sowie die politische Lenkung der Institution veranlassten ihn zu diesem Schritt.
Eine der Herausforderungen, vor der die Rechtsmedizin steht, ist die Finanzierung und die damit verbundene Frage der Ausbildung. Tsokos kritisiert die unzureichende Leichenschau durch unqualifizierte Ärzte in der Beurteilung von Todesursachen. Er fordert eine bessere Schulung und Ausbildung dieser Ärzte, um eine Vielzahl übersehener Tötungsdelikte oder kritischer Fälle zu vermeiden.
In Bezug auf die Rechtsmedizin betonte Tsokos die Bedeutung der Aufklärung von Todesursachen und die Vermittlung von medizinischen Fakten an die Öffentlichkeit. Mit zahlreichen Beispielen aus seiner langjährigen Karriere verdeutlichte er die Relevanz der Rechtsmedizin in der Gesellschaft, insbesondere bei Fällen von Kindesmisshandlung, plötzlichem Kindstod und anderen tragischen Ereignissen. Tsokos zeigt sich besorgt über die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema Tod, insbesondere in Großstädten, wo Einsamkeit und der anonyme Tod in verlassenen Wohnungen eine allgegenwärtige Realität darstellen.
Trotz seiner kritischen Einblicke in die medizinische Praxis ist Tsokos bemüht, Transparenz und Aufklärung in der Rechtsmedizin zu fördern. Er hebt die Bedeutung der detaillierten Untersuchung und Präsentation medizinischer Fakten hervor, um Verständnis und Wahrheit in der forensischen Medizin zu gewährleisten. Tsokos sieht es als seine Pflicht an, der Öffentlichkeit Einblicke in seine Arbeit zu gewähren und komplexe medizinische Zusammenhänge verständlich zu machen.