Videospiele für die politische Bildung: Lernen durch Ernsthaftigkeit!

Berlin, Deutschland - In den letzten Jahren haben Videospiele zunehmend ernste Themen in den Fokus gerückt. Dies zeigt sich besonders in der politischen Bildung, wo sie als Mittel zur Wissensvermittlung eingesetzt werden. Laut rbb24 berichten Entwicklungen in diesem Bereich über zahlreiche Initiativen, die Serious Games erstellen. Diese Spiele sollen nicht nur unterhalten, sondern auch bildungsrelevante Inhalte vermitteln und damit das Interesse junger Menschen an komplexen historischen und gesellschaftspolitischen Themen wecken.
Ein exemplarisches Beispiel ist das Spiel „The Darkest File“, das in der Frankfurter Staatsanwaltschaft im Jahr 1956 spielt und sich mit NS-Verbrechen auseinandersetzt. Spieler übernehmen die Rolle der fiktiven Staatsanwältin Esther Katz und ermitteln gegen NS-Täter. Das Spiel behandelt reale Fälle, wie etwa die Ermordung eines Mannes durch Polizeibeamte. Jörg Friedrich von Paintbucket, der das Spiel entwickelt hat, äußert, dass viele Blockbuster-Spiele den historischen Kontext nicht ausreichend beleuchten und damit das volle Potenzial von Videospielen in der Bildung nicht ausschöpfen.
Die Rolle von Serious Games
Serious Games haben das Potenzial, die politische Bildung zu revolutionieren. Historiker Matej Samide hebt die „demokratische Kraft“ von Videospielen hervor und beschreibt einen klaren Trend hin zu ernsthafteren Inhalten. In Deutschland spielen etwa 60% der Bevölkerung Videospiele, was die Möglichkeit bietet, demokratische Werte durch innovative Ansätze zu vermitteln. Fadl Speck von der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus hat zum Beispiel das Spiel „Das Ilios-Experiment“ entwickelt, das Toleranz thematisiert und Schüler in einer fiktiven Stadt mit einem Toleranz-Score interagieren lässt. Er betont, dass es wichtig sei, Jugendliche dort abzuholen, wo sie sind und ihnen durch diese Spiele Reflexion zu ermöglichen.
Diese Entwicklungen fördern nicht nur das Lernen, sondern sie sind auch Teil des Alltags vieler Menschen. Beteiligt an der Schaffung von Serious Games sind neben Entwicklern auch Bildungseinrichtungen und Institutionen, die gemeinsam daran arbeiten, Spiele in den Unterricht zu integrieren. Die Bundeszentrale für politische Bildung hebt hervor, dass Serious Games nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern auch bedeutende Bildungsaspekte vermitteln können.
Beispiele für innovative Serious Games
Zusätzlich zu „The Darkest File“ gibt es zahlreiche weitere interessante Serious Games. My Child Lebensborn, entwickelt von Teknopilot und Sarepta Studio, thematisiert die nationalsozialistische Rassenpolitik und ist für Spieler ab 12 Jahren geeignet. Das Spiel Bürokratopoly, erschaffen von Martin Böttger, thematisiert Machtstrukturen in der DDR und ermöglicht es den Spielern, vom Arbeiter zum Generalsekretär aufzusteigen.
- Playing History: Ein Spielentwicklungsunternehmen, das sich auf die Vermittlung historischer und gesellschaftspolitischer Themen spezialisiert hat.
- Wendepunkte: Ein Kartenspiel, das Lebensentscheidungen in der ehemaligen DDR behandelt und für Spieler ab 16 Jahren gedacht ist.
- This War of Mine: Eine Überlebenssimulation, die in einem Kriegsszenario spielt, entwickelt für Spieler ab 16 Jahren.
- Ligato: Hilfe zur Wissensvermittlung über den Kalten Krieg, kostenlos im App-Store erhältlich.
Die Zukunft von Serious Games in der Bildung bietet vielversprechende Möglichkeiten, den Lernerfolg durch kreative und unverwechselbare Ansätze zu steigern. Gleichzeitig ist es wichtig, den Herausforderungen und Risiken in der Entwicklung und Nutzung von Serious Games Rechnung zu tragen, um ihre Wirksamkeit langfristig zu sichern.
Insgesamt zeigen die aktuellen Entwicklungen, dass Videospiele in der Lage sind, ernsthafte und komplexe Themen auf eine zugängliche und fesselnde Weise zu behandeln. Diese Form der politischen Bildung könnte einen bedeutenden Beitrag zur Bewusstseinsbildung leisten und junge Menschen dazu anregen, sich aktiv mit der Geschichte und Gesellschaft auseinanderzusetzen. In diesem Sinne bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend weiterentwickeln wird und welche neuen Impulse in der Bildungslandschaft gesetzt werden.
Für mehr Informationen zu diesem Thema siehe rbb24 und die Bundeszentrale für politische Bildung.
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Ort | Berlin, Deutschland |
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