Am Donnerstag herrschte im Hessischen Landtag eine aufgeladene Stimmung. Das Thema: Die politische Bewältigung der Coronapandemie. Die AfD hatte dies als Anlass genommen, um eine Debatte anzustoßen, in der sie die anderen Parteien, insbesondere CDU, SPD, Grüne und FDP, aufforderte, sich für ihre Entscheidungen während der Pandemie zu entschuldigen, insbesondere im Hinblick auf die kürzlich veröffentlichten Protokolle des Robert-Koch-Instituts (RKI).
Der CDU-Politiker Jörg Michael Müller ergriff als Sprecher seiner Partei das Wort und machte unmissverständlich klar, was er von dieser Forderung hielt. „Ihre Anmaßung, man möge sich zu politischem Verhalten entschuldigen, ist für mich kaum noch erträglich“, erklärte Müller in leidenschaftlichem Ton. Er erinnerte an die beispiellosen Umstände und dramatischen Bilder aus der Zeit der Pandemie, als überfüllte Krankenhäuser weltweit an ihre Grenzen stießen. Besonders aus Italien und den USA wurden damals erschütternde Szenen bekannt: Sauerstoffflaschen wurden durch die Straßen gerollt, um Leben zu retten, und Kühllaster dienten als provisorische Leichenhallen.
Hitzige Debatte im Landtag
Müller betonte, dass nahezu jedes Land weltweit ähnliche Maßnahmen ergriffen habe, um der Pandemie Herr zu werden. Der CDU-Politiker hob hervor, dass es nicht fair sei, nun im Nachhinein eine Entschuldigung zu fordern, ohne die damaligen schwierigen Bedingungen zu berücksichtigen. „Weltweit, nahezu jedes Land dieser Erde, war dieser Pandemie ausgesetzt und hat nahezu identische Maßnahmen ergriffen“, unterstrich Müller.
Ebenso vehement verteidigte Müller die Impfstrategie. „Sie können über das Impfen schimpfen, wie Sie wollen. Das Impfen war keine falsche Reaktion, im Gegenteil“, sagte er und betonte, dass die Impfungen viele hunderttausende Menschenleben gerettet hätten. Müller verteidigte auch die Qualität der Impfstoffe und wies die Behauptung zurück, es habe sich um „experimentelle Impfstoffe“ gehandelt. „Jede Grippeimpfung in jedem Jahr ist eine experimentelle Impfung, weil sie aufgrund einer Vorhersage entwickelt und verabreicht wird“, erklärte er dazu.
Reaktionen in den Sozialen Medien
Die Rede Müllers, die mittlerweile auch in den sozialen Medien die Runde macht, hat für hitzige Diskussionen gesorgt. Der Arzt Friedrich Pürner teilte das Video auf seinen Kanälen und bezeichnete die Rede als „ein Stück Geschichte“. Dazu schrieb er: „Bewahrt dieses Video auf! Sichert es. Sorgen wir dafür, dass unsere Kinder und Enkelkinder diesen radikalen Unsinn in vielen Jahren noch sehen können.“ Weiter fordert er, dieses Video als Beispiel zu nutzen, weshalb sich die Gesellschaft von dieser Art Politik abwendet.
In den Kommentaren zum Video äußerten sich viele Nutzer kritisch zu Müllers Auftritt. Eine Nutzerin meinte, dass man in seinem Verhalten die „Drosten-Taktik“ erkennen könne, nämlich die Flucht nach vorne als letztes Mittel, um sein Gesicht zu wahren. Andere bezeichneten Müller als „verblendet“ und wiesen darauf hin, dass viele Menschen immer noch auf einem veralteten Informationsstand seien. „Wer nur ÖRR sieht, hat von den RKI-Files bisher nur am Rande erfahren, wenn überhaupt“, hieß es in einer weiteren Bemerkung.
Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.freilich-magazin.com.