Der umstrittene Gruß der als rechtsextrem eingestuften „Grauen Wölfe“ | Deine tägliche Dosis Politik
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Das Achtelfinale der Europameisterschaft brachte nicht nur sportliche Highlights mit sich, sondern löste auch politische Diskussionen aus. Im Fokus steht der türkische Nationalspieler Merih Demiral, der während des Spiels einen umstrittenen Gruß zeigte.
🇹🇷📣 Die Ülkücü-Bewegung und ihre Wurzeln
Die Ülkücü-Bewegung wurde 1968 von Alparslan Türkeş ins Leben gerufen. Bereits ein Jahr nach der Gründung initiierte er die Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP), die seit 2018 in einer Koalition mit dem Erdoğan-geführten AKP steht. Neben der MHP zählt die Große Einheitspartei (BBP) zu den zentralen Gruppierungen dieser Bewegung. Symbole wie drei Halbmonde oder der heulende Wolf dienen als verbindende Elemente.
🐺 Hintergrund der „Grauen Wölfe“
Die Ideologie der „Grauen Wölfe“ gründet auf einem extremen türkischen Nationalismus, bekannt als Turanismus. Diese Denkweise entstand im 19. Jahrhundert während des Osmanischen Reichs und predigt die Überlegenheit der Turkvölker. Ihr Ziel ist die Errichtung eines großtürkischen Reiches, genannt „Turan“. Minderheiten wie Kurden, Armenier und Juden werden als Feinde des Türkentums betrachtet. In Deutschland stuft der Verfassungsschutz die „Grauen Wölfe“ als rechtsextrem ein, doch ein Verbot der Organisation ist aus rechtlichen Gründen kompliziert und langwierig.
⚽🔎 Demirals Wolfsgruß und dessen Auswirkungen
Merih Demiral, der im EM-Achtelfinale der Türkei glänzte, zeigte nach seinen Torerfolgen den sogenannten Wolfsgruß. Dieser Gruß ähnelt dem in deutschen Schulen oft verwendeten „Schweigefuchs“, hat jedoch eine weit brisantere Bedeutung. Er gilt als Erkennungssymbol der „Grauen Wölfe“. Die UEFA ahndete Demirals Handzeichen und sperrte ihn für zwei Spiele.
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Der türkische Sportverband äußerte lautstark Protest, und auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan nannte die Sanktion eine „rein politische Entscheidung“ gegen die Türkei.
Der Wolfsgruß in der Gesellschaft
Interessanterweise hat der Wolfsgruß in der Türkei inzwischen auch in den Reihen der Opposition Einzug gefunden. Hier wird er als Symbol des gesamten türkischen Volkes eingesetzt. Kritiker sehen darin jedoch eine Gefahr: Sie befürchten, dass die Ülkücü-Bewegung und ihre rechtsextremen Ansichten dadurch verharmlost werden.
Das umstrittene Ereignis zeigt, wie tief verwoben Politik und Sport sein können, und öffnet erneut die Diskussion über die Rolle extremistischer Symbole in der Öffentlichkeit.
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– NAG