Politik

Baukrise eskaliert: Wohnungsbauziel rückt in unerreichbare Ferne!

Wohnungsnot und Bauflaute trotz hoher Nachfrage: Die deutsche Baubranche kämpft 2024 mit explodierenden Kosten, hemmender Bürokratie und steigender Pleitezahlen, während die versprochenen Bauinitiativen der Ampelkoalition ins Stocken geraten und Hunderttausende Mieter auf Entlastung hoffen.

Es ist kein Geheimnis, dass der Wohnungsbau hinter den Erwartungen zurückbleibt, während gleichzeitig Wohnungsnot in fast allen Großstädten herrscht. Experten sehen einen „toxischen Mix“ als Hauptursache, der die Bauwirtschaft schwer belastet. Nicht nur mangelnde Aufträge, sondern auch staatliche Hürden tragen dazu bei.

Die Ampelkoalition hatte ambitionierte Ziele gesetzt: 400.000 neue Wohnungen sollten pro Jahr entstehen. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild. Im ersten Halbjahr 2024 wurden lediglich für 106.700 Wohneinheiten Genehmigungen erteilt, ein Rückgang von über 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es zeichnet sich ab, dass das gesteckte Ziel kaum zu erreichen ist. Diese Entwicklungen wurden von www.focus.de detailliert analysiert.

Anstieg der Baukosten und bürokratische Hürden

Ein markantes Problem sind die gestiegenen Baukosten, die sich in den letzten vier Jahren um 47 Prozent erhöht haben. Besonders Einfamilienhäuser sind von diesen Kostensteigerungen betroffen. Die Energiepolitik, die die Energiekosten in die Höhe treibt, macht den Bau von Zement – einem energieintensiven Prozess – zusätzlich teuer, was die Preise für Bauprojekte in die Höhe treibt.

Zudem bremst die allgegenwärtige Bürokratie das Bauwesen weiter aus. Bauherren müssen oftmals bis zu drei Jahre auf die Genehmigung ihrer Projekte warten. Der von Klara Geywitz (SPD) im September 2023 angekündigte „Bau-Turbo“ lässt weiterhin auf sich warten. Der Bund hat jedoch mittlerweile einen Leitfaden veröffentlicht, der erleichterte Standards für den Hausbau, etwa den „Gebäudetyp E“, vorsieht.

Schwere Krisen in der Bauwirtschaft

Die Auswirkungen des „toxischen Mix“ sind bereits spürbar: Viele Bauunternehmen klagen über Auftragsmangel. Eine Umfrage des Ifo-Instituts ergab, dass über 50 Prozent der Unternehmen im August 2024 über fehlende Aufträge berichteten. Insolvenzen nehmen zu, besonders bei kleinen und mittelständischen Unternehmen. Der Fertighaushersteller Gussek Haus in Niedersachsen ist ein prominentes Beispiel, der Insolvenz anmeldete, wodurch 400 Arbeitsplätze gefährdet sind.

Baden-Württemberg verzeichnete im ersten Halbjahr 229 Baupleiten. Ein weiteres beunruhigendes Zeichen für die Branche. Die von Niedersachsen initiierten Lockerungen von Bauvorschriften kommen allerdings zu spät, um die unmittelbare Krise zu lindern. Auch die Immobilienbranche spürt nun die Auswirkungen, da Insolvenzen zunehmen und die Steigerungsraten alarmierend sind. Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln beschreibt die Situation als „toxischen Mix“ aus steigenden Energie- und Verbraucherpreisen und nationalen Problemen wie hohen Arbeits- und Bürokratiekosten, denen die Branche trotzen muss.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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