Einzelhandel in Deutschland: Vermietungszahlen deuten auf positive Entwicklung hin, Flächenangebot wächst weiter
Der deutsche Einzelhandelsmarkt zeigt im ersten Halbjahr ein gemischtes Bild. Es gibt sowohl positive als auch negative Indikatoren, die die allgemeine Stimmung bestimmen. Auf der negativen Seite stehen beispielsweise die Schließungsmeldungen zahlreicher Galeria-Filialen sowie Geschäfte des Modehauses Aachener. Diese Entwicklungen dürften das Flächenangebot in den Innenstädten erhöhen und die Suche nach nachhaltigen Nachnutzungskonzepten herausfordern. Auf der positiven Seite kann ein Anstieg der Passantenfrequenzen in deutschen Einkaufsstraßen festgestellt werden, der unter anderem von erhöhten Besucherströmen während der Fußballeuropameisterschaft profitiert. Auch der Umsatz im stationären Modehandel im Vergleich zum Vorjahr sowie der gesunkene Kostendruck durch die niedrigere Inflationsrate haben positive Auswirkungen auf den Einzelhandelssektor [1]. Um die Auswirkungen dieser Faktoren auf den Retailmarkt genauer zu analysieren, hat BNP Paribas Real Estate die Vermietungszahlen zur Jahresmitte untersucht.
Mehr Abschlüsse, aber sinkender Flächenumsatz
Im Vergleich zum Vorjahr konnten im ersten Halbjahr 2024 mehr Vermietungen und Eröffnungen registriert werden. Mit rund 450 Verträgen liegt die Zahl etwa 20% höher und erreicht den besten Wert seit 2019. Jedoch war der Flächenumsatz geringer als zur Jahresmitte 2023, hauptsächlich aufgrund der Großabschlüsse des Modehauses Aachener. Diese haben zwar zunächst für eine hohe Flächenabsorption in ehemaligen Galeria-Kaufhäusern gesorgt, mussten jedoch bereits wieder schließen oder stehen vor dem Aus. Abzüglich dieser Flächenumsätze erreicht das aktuelle Vermietungsvolumen den besten Wert seit fünf Jahren. Die Ausgangslage für das zweite Halbjahr ist demnach folgendermaßen: Die Nachfrage ist dynamisch, aber das Flächenangebot wächst noch dynamischer. Investoren, Projektentwickler und städtische Akteure beobachten die Lage genau und erkennen die Chancen der Kaufhaussparte für die Innenstädte, von denen diese perspektivisch durch Neuentwicklungen und Wiederbelebung der Assets profitieren dürften. Im Vergleich zu anderen Objektarten konnte die Retail-Sparte investmentseitig in der ersten Hälfte des Jahres am besten abschneiden [1].
Gemischte Zukunftsaussichten, positive Markteintritte
Insgesamt ist die Stimmung auf dem deutschen Retailmarkt weiterhin gemischt, aber besser als es die Schlagzeilen der in Schieflage geratenen Akteure vermuten lassen. Im ersten Halbjahr gab es vermehrt Markteintritte aus dem Ausland und dem Onlinehandel. In Berlin wurden beispielsweise Arc’teryx (Kanada), On (Schweiz) und Highsnobiety (Online-Player) eröffnet, in München Purelei (Online-Player) und Unisport (Dänemark) sowie in Köln Cabaia (Frankreich). Dies lässt auf eine gute Vermietungsdynamik in den kommenden sechs Monaten schließen, obwohl sich die Waage zwischen denjenigen, die aufgeben müssen, und denen, die ihre Positionierung im stationären Geschäft stärken wollen, weiterhin hält [1].
[1] Quelle: Textilwirtschaft, Hystreet.comFrankfurt/Main