In Brandenburg plant das deutsch-kanadische Unternehmen Rock Tech den Bau einer Lithium-Raffinerie in Guben, die sich an der deutsch-polnischen Grenze befindet. Dieses Vorhaben soll die Abhängigkeit von anderen Lithium-Lieferanten verringern und die heimische Produktion des wichtigen Batterie-Rohstoffs vorantreiben. Doch die Finanzierung für das ambitionierte Projekt gestaltet sich schwieriger als erhofft, was die Realisierung in Gefahr bringt.
Ressourcen verschwinden schnell
Die finanzielle Situation von Rock Tech ist angespannt. Der Verlust eines Quartals beläuft sich auf 5,4 Millionen Dollar, was zwar im Vergleich zum Vorjahr eine Verbesserung darstellt, aber die Bargeldreserven des Unternehmens weiter schmelzen. Ende März verfügte Rock Tech nur noch über rund 10,5 Millionen Dollar in bar, während es drei Monate zuvor noch mehr als 14,7 Millionen Dollar waren. Ohne frisches Kapital könnte das Unternehmen sein operatives Geschäft bis zum Jahresende nicht aufrechterhalten.
Fristen setzen Unternehmen unter Druck
Eine bindende Absichtserklärung des Landes Brandenburg sieht eine Förderung von 90 Millionen Euro vor, jedoch hat diese eine wichtige Einschränkung: Sie gilt nur bis Ende dieses Jahres. Rock Tech muss bis zu diesem Zeitpunkt die gesamte Finanzierung für die Raffinerie, deren Baukosten auf rund 800 Millionen Euro geschätzt werden, sichern. Diese zeitliche Vorgabe verursacht zusätzlichen Druck auf das Unternehmen, insbesondere da bereits bedeutende Wettbewerber voranschreiten.
Wettbewerb um die Lithium-Versorgung
Die Konkurrenz schläft nicht. So plant das Unternehmen AMG Lithium eine eigene Raffinerie in Bitterfeld, Sachsen-Anhalt, die bereits im kommenden Jahr 20.000 Tonnen Lithiumhydroxid für die Produktion von Elektroautos bereitstellen soll. Rock Tech hingegen peilt frühestens 2026 den Produktionsbeginn an und muss dringend handeln, um nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden.
Mögliche Investoren und strategische Allianzen
Um die benötigten Mittel zu erhalten, knüpft Rock Tech Gespräche mit potenziellen Investoren. Bisher wurden unter anderem Cornelius Boersch von Mountain Partners sowie der chinesische Konzern Tianqi Lithium als mögliche Geldgeber genannt. Der Eintritt eines chinesischen Investors könnte durch die hauseigene Subventionsabsage des Bundeswirtschaftsministeriums begünstigt werden, da dieser Druck die Einschätzung der Investorenentscheidung verändern könnte.
Die Hoffnung auf den Standort Brandenburg
Trotz der Schwierigkeiten gibt Brandenburg die Hoffnung nicht auf, dass Rock Tech an dem Projekt festhält und die Lithiumhydroxid-Raffinerie tatsächlich gebaut wird. Das Land lobt bereits den Erhalt der benötigten Genehmigungen, die jedoch ohne eine solide Finanzierung wertlos bleiben. In Anbetracht der hohen Anforderungen an den Bau und die Finanzierung des Projekts wird sich zeigen müssen, ob Rock Tech seinen Plänen tatsächlich Taten folgen lassen kann.
Die Entwicklung dieser Situation hat nicht nur Auswirkungen auf die betroffenen Unternehmen, sondern wirft auch ein Licht auf die Herausforderungen der gesamten Lithiumversorgung in der Region. Für eine erfolgreiche Energiewende ist die heimische Produktion von Lithium entscheidend, und die kommenden Monate könnten bezeichnend dafür sein, wie sich der Markt sowie die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland entwickeln werden.
– NAG