Die Kultur- und Kreativwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle in der deutschen Wirtschaft und hat sich als drittgrößter Wirtschaftszweig etabliert, gleich hinter der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Mit einer jährlichen Bruttowertschöpfung von über 100 Milliarden Euro ist ihre Bedeutung unbestritten. Vor drei Jahren schlossen sich 16 Verbände zur „Koalition Kultur- und Kreativwirtschaft“ (K3D) zusammen, um bessere Rahmenbedingungen für die Branche zu schaffen. Aktuell präsentierten sie ein Positionspapier, das Forderungen für den Zeitraum von 2025 bis 2029 skizziert, um eine innovative, nachhaltige und investitionsfreudige Kultur- und Kreativwirtschaft zu fördern.
Herausforderungen durch politische Rahmenbedingungen
Die Verbände heben hervor, dass viele der bestehenden Regelungen negativ auf die Kultur- und Kreativwirtschaft wirken. Gesetze, die für andere Branchen erlassen werden, müssen auch auf ihre Auswirkungen auf die Kreativwirtschaft hin überprüft werden. Ein zentrales Anliegen ist es, bürokratische Hürden abzubauen und sicherzustellen, dass deutsche Unternehmen im internationalen Wettbewerb nicht benachteiligt werden. Helmut Verdenhalven, Mitglied der Geschäftsführung des Verlegerverbands BDZV und einer der K3D-Sprecher, betont die Notwendigkeit, dass die Politik die Interessen der Branche stärker berücksichtigt.
Der Einfluss der Künstlichen Intelligenz
Ein weiterer Schwerpunkt des Positionspapiers ist die steigende Relevanz der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Schutz der Urheberrechte. Die Kreativwirtschaft steht vor der Herausforderung, dass Regelungen auf EU-Ebene oft unverhältnismäßige Anforderungen an Rechteinhaber stellen, während Tech-Giganten kaum reguliert werden. Heiko Wiese, der Beauftragte der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO), warnt vor den potenziellen negativen Auswirkungen von KI auf die Wertschöpfung in der Branche, wenn die Politik nicht rechtzeitig und wohlüberlegt reagiert.
Die Bedeutung von Datenschutz und Werbemöglichkeiten
Die Sicherstellung eines effektiven Datenschutzes und der Zugang zu Daten sind für die Kultur- und Kreativwirtschaft von erheblicher Bedeutung, um den Kontakt zu den Nutzern aufrechtzuerhalten. Daniel Sebastian Knöll, Geschäftsführer des europäischen Verbandes der Musikinstrumenten- und Musikequipmentbranche (SOMM), mahnt, dass politische Entscheidungen die mittelständisch geprägte Branche schwächen könnten. Dazu müsse der Fokus auf die wirtschaftliche Relevanz des Sektors gerichtet sein, anstatt Werbemöglichkeiten einseitig einzuschränken.
Appell an die Politik für gezielte Förderungen
Die Verbände fordern auch einen besseren Schutz vor negativen Eingriffen durch staatliche und öffentlich-rechtliche Institutionen, die in Konkurrenz zu privaten Unternehmen stehen. Der K3D-Verbund betont die Notwendigkeit, Wettbewerbsunterschiede zu beseitigen und dass die politische Entscheidungsträger die besondere volkswirtschaftliche Bedeutung der Kreativwirtschaft sowohl als Motor für Innovation als auch für gesellschaftlichen Wandel anerkennen müssen. Um diesem Potenzial gerecht zu werden, sind gezielte Förderprogramme nötig, die der Branche helfen, sich nachhaltig zu entwickeln.
Die Interessenvertretung der Kultur- und Kreativwirtschaft zeigt, wie wichtig eine strategische vorausschauende Politik für diese Branche ist. Indem die Anforderungen der Unternehmen ernst genommen werden, kann eine prosperierende Zukunft für die kreative Landschaft Deutschlands gesichert werden.
– NAG