Vom Nicht-Ort zum Neuanfang: Eine obdachlose Frau kämpft um ihr Leben in Berlin
Erfahren Sie, wie der Olivaer Platz in Berlin als „Nicht-Ort“ geprägt ist, und entdecken Sie die sozialen Aspekte urbaner Räume.

Vom Nicht-Ort zum Neuanfang: Eine obdachlose Frau kämpft um ihr Leben in Berlin
Der Olivaer Platz, ein zentraler Punkt rund um den berühmten Kurfürstendamm in Berlin, wird als „Nicht-Ort“ beschrieben. Dieses Konzept stammt vom französischen Anthropologen Marc Augé, der damit unpersönliche und funktionale Durchgangsorte charakterisiert, die durch moderne Urbanität geprägt sind. Er veranschaulicht damit einen Raum, der keine Identität stiftet und in dem zwischenmenschliche Beziehungen weitgehend fehlen.
Früher war der Olivaer Platz als kunstvoll gestalteter Senkgarten bekannt, doch heute wirkt er wie eine ebenerdige Grünfläche, geschmückt mit asphaltierten Wegen und Beton-Sitzblöcken. Besucher des Platzes scheinen häufig in Eile zu sein. So sieht man beispielsweise einen Mann im Nadelstreifenanzug, der hastig zu einem Bäcker eilt, um ein Croissant zu kaufen. In derselben Szenerie zieht eine junge Frau im Polohemd ihren Chihuahua hinter sich her, während ein obdachloser Mann mit zwei gefüllten Plastiktüten über den Platz schlurft. Diese Beobachtungen verdeutlichen das Gefühl der Anonymität und Einsamkeit, welches sich in diesen „Nicht-Orten“ breit macht.
Die Idee der „Nicht-Orte“
In seinem Buch „Nicht-Orte“ thematisiert Augé die Zunahme sinnentleerter Funktionsorte als Folge von Globalisierung und Modernisierung. Zu den typischen „Nicht-Orten“ zählen unter anderem Flughäfen, U-Bahnen und Supermärkte, die keine individuelle Identität stiften und Gemeinschaftsgefühl fördern. Augés Arbeit beschreibt die Einsamkeit und die Gleichförmigkeit der modernen Lebenswelt, die oft in diesen Orten zu finden ist.
Marc Augé, geboren 1935, gilt als der Hauptvertreter einer „Ethnologie des Nahen“. Er lehrte Anthropologie an der Pariser École des Hautes Études en Sciences Sociales und setzte sich über viele Jahre mit den gesellschaftlichen Implikationen von Raum und Identität auseinander. Seine Erkenntnisse hinsichtlich der „Nicht-Orte“ erscheinen besonders relevant im Kontext urbaner Erlebniswelten und individueller Isolierung.
Das Buch, das am 7. August 2019 in der Reihe Beck Paperback veröffentlicht wurde, hat nicht nur einen starken Einfluss auf die Sozialwissenschaften und die Ethnologie, sondern regt auch zum Nachdenken über die eigene Wahrnehmung von Lebensräumen in einer sich ständig verändernden Welt an. Mit einem neuen Nachwort versehen, erscheinen die 124 x 194 mm großen und 148 g schweren Ausgaben nun als Neuware auf dem Markt gebildet unter der ISBN 978-3-406-67036-7.