Berlin führt nachts Tempo 30 ein: Schutz vor Lärm oder Verkehrschaos?

Berlin führt ab dem 17. Juni 2025 Tempo 30 auf 440 Straßen nachts ein, um Lärmschutz und Verkehrssicherheit zu verbessern.
Berlin führt ab dem 17. Juni 2025 Tempo 30 auf 440 Straßen nachts ein, um Lärmschutz und Verkehrssicherheit zu verbessern. (Symbolbild/MB)

Berlin führt nachts Tempo 30 ein: Schutz vor Lärm oder Verkehrschaos?

Berlin, Deutschland - Am Dienstag hat der Senat in Berlin beschlossen, Tempo 30 auf rund 440 Straßen zwischen 22 und 6 Uhr einzuführen. Dieses Maßnahme betrifft insgesamt 230 Kilometer Straßen und ist Teil des neuen Lärmaktionsplans, der darauf abzielt, die Lärmbelastung in der Stadt zu reduzieren. Der Beschluss sieht die Schaffung von etwa 550 neuen verkehrsberuhigten Bereichen vor, wobei insbesondere die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte mit jeweils 60 neuen Abschnitten Schwerpunkte der neuen Zonen darstellen, wie rbb24 berichtet.

Bereits jetzt gilt in Berlin auf 335 Kilometern nachts Tempo 30. Der neue Lärmaktionsplan wird auch die Ergebnisse von Tests mit sogenannten „Lärmblitzern“ beinhalten, die 2023 zur Überwachung von Tempolimits erprobt wurden. Bei Tests auf dem Kurfürstendamm wurden Lärmwerten von bis zu 110 Dezibel erfasst, was der Lautstärke einer Kettensäge entspricht. Über 50 Prozent der zu lauten Fahrzeuge waren Motorräder, gefolgt von Bussen, Lkw und Pkw, so die Informationen aus der aktuellen Berichterstattung.

Verkehrsrechtliche Hintergründe

Die Initiative zur Einführung von Tempo 30 Zonen ist nicht nur in Berlin aktuell. In Deutschland gibt es bislang nur sporadisch Tempo-30-Zonen, oft nur auf kurzen Strecken oder zu bestimmten Zeiten. Umweltschützer fordern daher eine flächendeckende Einführung für mehr Sicherheit und weniger Schadstoffe in Städten. Der Selbstverwaltungsrecht der Kommunen zur Anordnung von Geschwindigkeitsbegrenzungen wird dabei zunehmend in den Fokus gerückt, da die bestehende Regelungen kompliziert und oft veraltet sind, wie Deutschlandfunk erklärt.

Das Bundesverkehrsministerium prüft derzeit Vorschläge zur Überarbeitung der Straßenverkehrsordnung, die Kommunen mehr Handlungsspielraum ermöglichen sollen, um gegebenenfalls flächendeckend Tempo 30 einführen zu können. Eine Novellierung des Straßenverkehrsgesetzes, die 2024 in Kraft tritt, könnte diesen Prozess erleichtern und die Kriterien für die Einführung erweitern, um Aspekte wie Verkehrssicherheit, Klimaschutz und Gesundheit zu berücksichtigen.

Erfahrungen aus anderen Städten

Die positive Wirkung von Tempo-30-Zonen zeigt sich nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen Städten. Studien des Umweltbundesamtes belegen, dass Tempo 30 Lärmbelästigungen signifikant senken kann, insbesondere an Hauptverkehrsstraßen. So sank in Städten wie Göttingen, Halle und Ravensburg die Verkehrssicherheit und die Zahl der Unfälle mit schweren Folgen konnte deutlich reduziert werden. Zudem führten viele europäische Städte, etwa in Frankreich und Spanien, ähnliche Regelungen ein, die positive Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit zeigen, wie Juraforum erläutert.

Obwohl einige Kommunen und die Deutsche Umwelthilfe Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften fordern, gibt es auch Widerstand. Kritiker sorgen sich über mögliche erhöhte Stauentwicklung und längere Fahrzeiten. Dennoch bleibt die Unterstützung für eine klare Regelung zur Einführung von Tempo 30 bestehen, um eine bessere Lebensqualität in urbanen Gebieten zu fördern.

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OrtBerlin, Deutschland
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