Pflegeversicherung: Der Aufruf zu einem solidarischen System
In Berlin hat der Bundesverband wir pflegen e.V. deutlich gemacht, dass die aktuelle Diskussion über die soziale Pflegeversicherung eine kritische Neubewertung erfordert. Die Analyse des Berichts der Bundesregierung zur „Zukunftssicheren Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung“ stellt die Weichen für die zukünftige Entwicklung des Pflegewesens in Deutschland.
Das zentrale Anliegen des Verbands und seiner Mitglieder ist die Gewährleistung einer angemessenen und ausreichenden Pflegeversorgung, die sowohl Pflegebedürftigen als auch ihren Angehörigen gerecht wird. Prof. Dr. Notburga Ott, Mitglied des Vorstands von wir pflegen e.V., äußert Besorgnis über die in dem Bericht skizzierten Modelle. Diese ignorieren laut Ott die gegenwärtigen Herausforderungen im Pflegesektor, wie das mangelnde Angebot an professionellen Pflegeleistungen. Infolgedessen wird eine unzumutbare Belastung auf pflegende Angehörige abgewälzt, ohne dass ihre finanziellen und zeitlichen Einschnitte angemessen berücksichtigt werden.
Ein entscheidender Punkt, der von wir pflegen e.V. hervorgehoben wird, ist die Notwendigkeit einer Vollversicherung für Pflegebedürftige und deren Angehörige, die die bestehende Gerechtigkeitslücke schließen soll. Viele Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, sind häufig nicht in der Lage, die ungesicherten Kosten für nötige Dienstleistungen zu tragen. Dies bedeutet ein erhöhtes Armutsrisiko, insbesondere für solche, die aufgrund fehlender Angebote auf die Unterstützung ihrer Angehörigen angewiesen sind. Angehörige müssen oftmals auf Einkommen und soziale Teilhabe verzichten, um die notwendige Betreuung zu gewährleisten.
Auf der Basis der vorliegenden Bedenken und Vorschläge fordert wir pflegen e.V. eine gerechte, solidarisch organisierte Vollversicherung, die auch die Einkünfte aller Bürger in die Beitragsberechnung einbezieht. Ein solcher Ansatz würde einerseits sicherstellen, dass alle Pflegebedürftigen Zugang zu den benötigten Leistungen haben, und andererseits die finanzielle Last, die oft auf den Schultern von Angehörigen lastet, reduzieren.
- wir pflegen e.V. fordert daher eine umfassende Reform der Pflegeversicherung, die auf Solidarität beruht.
- Die Überlegung, alle Einkommen in die Beitragsberechnung einzubeziehen, wird ausdrücklich begrüßt.
- Ein harmonisiertes System für private und gesetzliche Pflegeversicherungen wird als sinnvoll betrachtet.
Diese Forderungen sind nicht nur für die Betroffenen von Bedeutung, sondern haben auch weitreichende gesellschaftliche Implikationen. Der demografische Wandel und die steigende Zahl pflegebedürftiger Personen erfordern schnelle Handlungen von Politik und Gesellschaft. Ohne entsprechende Maßnahmen wird die Pflegeversorgung nicht nur auf individualisierte Arme angewiesen sein, sondern insgesamt sinken, was das Wohl der gesamten Gesellschaft gefährdet.
Mit diesen Überlegungen setzt sich der Bundesverband wir pflegen e.V. klar für eine zukunftssichere und gerechte Lösung im Bereich Pflegeversicherung ein, die sowohl den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen als auch den Herausforderungen für ihre Angehörigen Rechnung trägt.