Wohnungsbau in Deutschland: Baugenehmigungen weiter rückläufig
Im ersten Halbjahr 2024 sind die Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland erneut stark zurückgegangen, wie aus den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Diese Entwicklung beunruhigt die Bauindustrie und bereitet Sorgen hinsichtlich der Situation auf dem Wohnungsmarkt.
Die Behörden haben im Juni 2024 insgesamt 17.626 Wohnungen genehmigt, was einem Rückgang von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr nur 106.654 Genehmigungen erteilt. Dieses niedrige Niveau wurde zuletzt vor mehr als 10 Jahren erreicht und zeigt einen kontinuierlichen Rückgang über einen Zeitraum von 26 Monaten.
Die Bauunternehmen hatten ihre Kapazitäten entsprechend der Zielsetzung der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu errichten, geplant. Mit einem Durchschnitt von ca. 17.800 genehmigten Wohnungen pro Monat im ersten Halbjahr 2024 liegt die Zahl jedoch weit unter den etwa 31.600 Wohnungen, die im ersten Halbjahr 2021 genehmigt wurden. Dieser Rückgang hat gravierende Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, da eine Verschärfung der Situation vorprogrammiert ist.
Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung waren nicht ausreichend, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Sowohl hohe Bauzinsen als auch strenge Energieanforderungen haben das Bauen für viele private Bauherren unerschwinglich gemacht oder die Rentabilität beeinträchtigt.
Private Bauherren sind in Deutschland für den Bau von zwei Dritteln aller Wohnungen verantwortlich. Angesichts der schwierigen Finanzierungsbedingungen sind sie mehr als je zuvor auf die Förderung des EH 55-Standards angewiesen. Es besteht dringender Bedarf an attraktiveren Zinssätzen und einer besseren Förderung. Die Bundesregierung sollte sich zu ihren eigenen Zielen bekennen und verstärkt in den Wohnungsbau investieren.
Auch die Länder und Kommunen können einen Beitrag zur Ankurbelung des Wohnungsmarktes leisten. Durch Vereinfachungen in den Landesbauordnungen können Bauprozesse erleichtert und beschleunigt werden. Ein Beispiel hierfür ist Niedersachsen, das kürzlich seine Landesbauordnung novelliert hat und somit als Vorbild für andere Bundesländer dient. Durch die Reduzierung der Grenzabstände können größere Gebäude errichtet werden. Die Pflicht, Autostellplätze beim Wohnungsbau bereitzustellen, ist entfallen. Darüber hinaus wurden die Möglichkeiten des Dachgeschossausbaus und der Aufstockung vereinfacht. Eine flächendeckende Umsetzung dieser Maßnahmen in allen 16 Bundesländern würde zu mehr bezahlbarem Wohnraum führen.
Es bleibt abzuwarten, wie die politischen Entscheidungsträger auf die rückläufigen Baugenehmigungen reagieren und welche weiteren Maßnahmen ergriffen werden, um den Wohnungsbau in Deutschland wieder anzukurbeln.