Wiener Freibad Krapfenwaldl – Eine Oase der Ruhe inmitten der Stadt
In den letzten Jahren sind Berliner Schwimmbäder aufgrund wiederkehrender Schlägereien in die Schlagzeilen geraten. Eine ganz andere Atmosphäre erwartet Besucher jedoch in der österreichischen Hauptstadt Wien. Dort, genauer gesagt im Schwimmbad Krapfenwaldl, erwartet die Gäste Jugendstilarchitektur und eine idyllische Grünfläche.
Der Eingangsbereich des Schwimmbades Krapfenwaldl ist schon allein wegen seiner Optik einen Besuch wert. Abgesehen von der falschen „Joga“-Schreibweise ist er eine Wohltat für die Augen. Das sonnige Gemüt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trägt zusätzlich zur angenehmen Stimmung bei. Durch ein im Jugendstil gestaltetes, hölzernes Badehaus gelangt man auf eine weitläufige, von Wald und Hügeln umgebene Grünfläche.
Von oben bietet sich eine Aussicht auf die Stadt, die an smoggeplagte Metropolen wie Los Angeles erinnert. Die Besucher können sich auf der mit Pinienzapfen übersäten Wiese einen schattigen Platz suchen und ihrer Lektüre nachgehen. Während man sich in Wien dem beruhigenden Wienidiom hingibt, hört man das Klatschen des Wassers und Gesprächsfetzen über Zweitwohnsitze am Neusiedlersee.
Obwohl das Hauptschwimmbecken kaum größer ist als ein Springbrunnen im Sony-Center in Berlin, kommt es hier nicht zu Gedrängel. Um sich danach zu trocknen, stehen Betondreiecke am Beckenrand zur Verfügung. Es ist unwahrscheinlich, dass jemand heimlich Fotos der Frauen macht, die diesen Bereich nutzen. Im Prinzenbad in Berlin-Kreuzberg sind Securitys schon seit einiger Zeit im Einsatz, dennoch kommt es dort immer wieder zu Schlägereien. Hoffentlich hat dies nichts mit dem kürzlich verabschiedeten Gesetz zu tun, das das Oben-ohne-Baden für Frauen erlaubt.
Sowohl die Schlägereien als auch die weibliche Barbusigkeit scheinen im Krapfenwaldl weit entfernt zu sein. Als mein Freund Hunger bekam, stellten wir fest, dass das Anstehen an einem Jugendstilkiosk fast Spaß machen kann. Mein „Großer Brauner“, eine spezielle Form des Milchkaffees, kostete fünf Euro und hatte den Geschmack meiner sonnenverbrannten Haut nach einer Bergtour. Ich bat die Kioskbetreiberin dreimal um mehr Milch, was sie jedes Mal bereitwillig lieferte. Österreich ist wirklich ein Serviceparadies.
Besonders fasziniert war ich von einer Balkanstämmigen Mitarbeiterin, die jede Bestellung mit einem energischen „Geht scho!“ über die Theke warf. Es fiel mir nicht leicht, meinem Berliner Freund diesen Begriff zu erklären, obwohl ich seine höflich kaschierte Ungeduld intuitiv liebe. „Geht scho“ bedeutet so viel wie: Ich könnte jetzt theoretisch starten, wenn Sie auch so freundlich wären.
Für noch mehr Verwirrung sorgte bei meinem Freund der Satz, der neben dem Mülleimer angebracht war: „Mach’s kleiner warat feiner.“ Ich erklärte ihm, dass er gebeten wurde, seinen Müll möglichst platzsparend in den dafür vorgesehenen Mülleimer zu werfen. Das leuchtete meinem Freund ein, der sich gerade eine Schnitzelsemmel schmecken ließ. Ein Wien-Besuch ohne ein Schnitzel ist schließlich undenkbar.