Ron DeSantis hat sich als möglicher Herausforderer von Joe Biden bei den US-Präsidentschaftswahlen positioniert. Allerdings ist seine bisherige Kampagne nicht erfolgreich und einige konservative Parteistrategen bezeichnen sie bereits als „Flop“. Selbst sein größter Geldgeber, Robert Bigelow, hat die finanzielle Unterstützung eingestellt. In Umfragen liegt DeSantis deutlich hinter Donald Trump, dem Top-Favoriten, zurück. Seine Beliebtheit hat zuletzt weiter abgenommen. Nur noch 13 Prozent der Befragten würden für ihn stimmen. Damit sieht man ihn schon jetzt in einer vergleichbaren Lage wie Scott Walker und Jeb Bush im Jahr 2016, als ihre Kandidaturen aufgrund zu hoher Erwartungen gescheitert sind.
Um seine Chancen zu verbessern, hat DeSantis eine überraschende Kursänderung vorgenommen. Er öffnet sich nun den Mainstream-Medien, die er zuvor vermieden hatte, und sprach in einem Interview beim Sender NBC erstmals die Lügen seines parteiinternen Konkurrenten Donald Trump über den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 an. Er betonte, dass Joe Biden der rechtmäßige Präsident sei. Diese Aussage ist ein deutlicher Bruch mit seiner bisherigen Haltung und könnte seine Glaubwürdigkeit in der Partei beeinträchtigen. Denn wer öffentlich Trumps Lüge anzweifelt, dass die Wahl gestohlen wurde, wird von Trump und seinen Anhängern sofort angegriffen.
DeSantis geht noch weiter und macht Trump persönlich für seine Wahlniederlage verantwortlich. Er behauptet, dass Trump durch staatliche Finanzförderung die massenhafte Ausweitung der Briefwahl ermöglicht habe, die anfällig für Betrug sei. Außerdem wirft er dem FBI vor, brisante Informationen über Joe Bidens Sohn Hunter vor der Wahl unterdrückt zu haben. DeSantis betont, dass Trump allein die Schuld an seiner Niederlage trage.
Diese Kritik an Trump hat erwartungsgemäß eine negative Reaktion aus dem Trump-Lager hervorgerufen. Ein Sprecher des Ex-Präsidenten erklärte, DeSantis solle aufhören, Bidens größter Unterstützer zu sein. Es bleibt jedoch fraglich, ob DeSantis von seiner Distanzierung von Trump profitieren kann. Wahlkampfanalysten sind der Meinung, dass er sich zu wenig klar zu wichtigen Themen positioniert und dadurch an Glaubwürdigkeit verliert.
Ein weiterer Kritikpunkt an DeSantis ist sein umstrittenes Abtreibungsgesetz in Florida. Das Gesetz stellt Abtreibungen ab der sechsten Schwangerschaftswoche unter Strafe. Auf die Frage, ob er dieses Gesetz auch landesweit durchsetzen würde, wich DeSantis mehrfach aus. Selbst bei Fox News, wo man zunächst von ihm beeindruckt war, hat die Euphorie mittlerweile nachgelassen. Mitarbeiter des Senders sind enttäuscht von seiner Kampagne.
Da DeSantis in den Umfragen keinen Boden gutmachen kann und die anderen bekannten Kandidaten wie Mike Pence, Nikki Haley, Chris Christie und Tim Scott alle im einstelligen Prozentbereich verharren, wird inzwischen der Ruf nach alternativen Kandidaten laut. Dabei werden vor allem Brian Kemp aus Georgia und Glenn Youngkin aus Virginia genannt. Beide könnten auch für moderate Wählerschichten attraktiv sein. Bisher haben sie sich jedoch noch nicht zu einer Kandidatur geäußert. Nach der ersten TV-Debatte der republikanischen Bewerber am 23. August könnte sich jedoch einiges ändern. Wenn DeSantis dort nicht überzeugen kann, werden die Karten neu gemischt.