Berlin Aktuell

Ukrainische Flüchtlinge in Berlin wollen sich gesellschaftlich engagieren und gründen gemeinnützige Organisationen

Titel: Berliner Kurs für politischen Aktivismus unterstützt ukrainische Migranten bei gesellschaftlichem Engagement

Ein Jahr nach ihrer Flucht vor dem Krieg in der Ukraine möchten sich viele Ukrainer auch in Berlin gesellschaftlich einbringen und engagieren. Sie haben das Gefühl, dafür nun wieder die inneren Ressourcen zu haben. Deshalb wollen sie fortsetzen, was sie vor dem Krieg in der Ukraine getan haben, nämlich Leiter von gemeinnützigen Organisationen, Vereinen und Projekten sein.

Für alle Interessierten bietet die Allianz ukrainischer Organisationen den Kursus „Kurs für politischen Aktivismus“ an. Das Motto des Kurses lautet: „Wir sind ein Teil von Berlin!“ Die Vorstandsvorsitzende der Allianz, Oleksandra Bienert, hat den Kursus organisiert. Sie kam vor 17 Jahren als Studentin nach Berlin. Im Februar 2022 lebten 24.000 Ukrainer in Berlin, von denen fast die Hälfte einen deutschen Pass hatte. Ein Jahr nach Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine leben in Berlin rund 60.000 Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten, von denen etwa 50.000 einen Aufenthaltstitel haben.

Die Allianz ukrainischer Organisationen möchte eine starke und aktive ukrainische Gemeinschaft aufbauen, deren Stimme gehört wird. Vor dem Krieg gab es bereits Veranstaltungen in Berlin, jedoch fehlte es an einer kritischen Masse von Menschen, die die Sicht der Deutschen auf die Ukraine hätten ändern können. Daher betrachtet Deutschland die Ukraine immer noch aus einer postkolonialen Perspektive. Doch jetzt gibt es eine Chance, das zu ändern.

Die Allianz besteht mittlerweile aus 15 Organisationen, von denen drei von ukrainischen Flüchtlingen gegründet wurden oder sich in Gründung befinden. Eine dieser Organisationen ist die „Ukrainische Sozialdemokratische Plattform“, die junge Flüchtlinge vereint, die bereits Erfahrung mit der Arbeit in einer Nichtregierungsorganisation haben. In Berlin wollten sie zunächst eine Zweigstelle gründen, haben sich aber stattdessen als unabhängige Migrantenorganisation registrieren lassen. Derzeit warten sie auf die Prüfung des Finanzamts und die Eintragung im Amtsgericht Charlottenburg. Sie arbeiten bereits an Partnerschaften mit deutschen Organisationen, besonders mit der Sozialistischen Jugend Deutschland und den Jusos, zusammen.

Eine weitere Organisation ist „Kwitne Queer“, eine LGBT-Initiative, die nach Prüfung des Finanzamts bereits den gemeinnützigen Status erhalten hat und nun auf die Eintragung in das Vereinsregister wartet. Sie unterstützen queere Menschen auf ihrem Weg zur Integration in Deutschland und organisieren Veranstaltungen wie Treffen zur psychologischen Unterstützung und gegenseitigen Hilfe.

Der Verein „PlusUkrDe“ wurde von HIV-positiven Ukrainern gegründet, um Ukrainern, die mit HIV leben, bei der Integration und medizinischen Versorgung, einschließlich des Zugangs zur HIV-Therapie, zu unterstützen. Sie haben bereits Selbsthilfegruppen eingerichtet und verschiedene Veranstaltungen organisiert. PlusUkrDe ist einer der ersten Vereine von ukrainischen Flüchtlingen, der bereits den Status eines eingetragenen Vereins erhalten hat. Die Gründung wurde durch deutsche Partnerorganisationen wie die Berliner Aidshilfe und die Deutsche Aidshilfe unterstützt. Der Verein schätzt, dass 8000 bis 10.000 HIV-positive Ukrainer nach Deutschland gekommen sind und daher soziale und psychologische Unterstützung benötigen.

Die Vernetzung mit deutschen Organisationen, die bereits über lokales Expertenwissen verfügen, ist für die ukrainischen Aktivisten in Berlin von großer Bedeutung. Diese Organisationen stellen oft Beratung, Büroräume und finanzielle Unterstützung zur Verfügung. Im Gegensatz zur Ukraine, wo die Bürokratie schneller war, müssen die Aktivisten in Deutschland mit längeren Prozessen und Wartezeiten rechnen.

Mit dem Kursus für politischen Aktivismus möchte die Allianz ukrainischer Organisationen den ukrainischen Migranten in Berlin helfen, sich gesellschaftlich einzubringen und für ihre Interessen einzusetzen. Sie möchten eine starke ukrainische Gemeinschaft aufbauen, deren Stimme in Deutschland gehört wird. Darüber hinaus wollen sie ihre Erfahrungen nutzen und nach dem Krieg in die Ukraine zurückkehren, um dort positive Veränderungen herbeizuführen.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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