Macrons Schulden bei der Linken – Eine Analyse des Ausgangs der Stichwahl in Frankreich
In der zweiten Runde der französischen Parlamentswahl kam es zu einer Sensation, deren volle Tragweite oft auf halber Wahrheit beruht. Sicherlich überraschte der Sieg des neuen Linksbündnisses selbst die Optimisten. Ebenso erfolgreich war die Einhaltung der Rechtsextremen. Doch dies sind nur Teile der Geschichte.
Es ist wahr, viele Kandidaten der Neuen Volksfront, bestehend aus Sozialisten, Sozialdemokraten, Grünen und Kommunisten, lagen bereits in der ersten Runde gut im Rennen. Dies geschah vor allem, weil diese Parteien schnell ein Bündnis schlossen und vorerst ihre Differenzen beiseitelegten, um den rechten Vormarsch zu stoppen. Ein äußerst unvorstellbarer Vorgang für Deutschland.
Die Frage ist nun, wie Emmanuel Macron mit der neuen politischen Situation umgeht. Das riskante Manöver, das Parlament nach der für ihn katastrophalen Europawahl aufzulösen und Neuwahlen auszurufen, hat sich für ihn besser ausgezahlt als erwartet. Dies ist jedoch nicht nur für ihn persönlich von Vorteil, sondern auch für das ganze Land und Europa. Frankreich wird keine nationalistische, anti-europäische Regierung erhalten – es wird kein zweites Italien werden.
Macron hat dem Linksbündnis viel zu verdanken, denn ohne sie wäre seine verbleibende Amtszeit unter der Führung von Le Pen zu einer Hölle geworden. Jedoch hatte Macron bereits vor der Stichwahl angekündigt, dass er keinesfalls mit der Linkspartei La France Insoumise von Jean-Luc Mélenchon regieren werde. Am Sonntagabend herrschte ein langes Schweigen im Élysée-Palast. Nun ist es an Macron zu zeigen, wie ernst es ihm mit einer klaren Gegnerschaft zur Rechten ist, oder ob dies lediglich eine Machttaktik war. Außerdem stellt sich die Frage, ob er diejenigen brüskieren will, die Le Pens Aufstieg maßgeblich verhindert haben.
Die politische Lage in Frankreich hat sich in der Stichwahl deutlich verändert. Das Linksbündnis hat sich als starke Kraft etabliert und stellt eine Alternative zur Rechten dar. Macron wird nun beweisen müssen, ob er bereit ist, die Stimme des Volkes zu hören und die Zusammenarbeit mit der Linken anzustreben. Die politische Richtung, die er einschlägt, wird nicht nur den weiteren Verlauf seiner Amtszeit bestimmen, sondern auch Auswirkungen auf ganz Europa haben. Es bleibt zu hoffen, dass Macron die Chance ergreift und seine Schulden bei der Linken begleicht, um das Land auf einen neuen, soliden Kurs zu lenken.