Demonstration für mehr Sicherheit an gefährlicher Kreuzung in Berlin-Köpenick
Am vergangenen Mittwoch fand in Berlin-Köpenick eine Fahrraddemonstration statt, bei der mehr als 100 Menschen zusammenkamen, um für mehr Sicherheit für Radfahrer zu demonstrieren. Anlass für die Demonstration war ein weiterer tödlicher Unfall an der gefährlichen Kreuzung Salvador-Allende-Straße/Müggelheimer Damm. Im Jahr 2020 wurde dort bereits ein Fahrradfahrer von einem Lastwagen getötet. Diesmal verlor eine 74 Jahre alte Radfahrerin ihr Leben, als ein Lkw rechts abbog.
Die Teilnehmer der Demonstration begannen ihren Protestzug in Kreuzberg und passierten auf ihrem Weg zum Ziel Menschen in rot-weißen Trikots, die auf dem Weg zum Testspiel des 1. FC Union gegen Rapid Wien waren. Als die Teilnehmer schließlich an der Unfallstelle ankamen, legten sie zunächst eine Schweigeminute ein, um der verstorbenen Radfahrerin zu gedenken. Anschließend wurde symbolisch ein Geisterrad aufgestellt, das bereits das sechste in diesem Jahr an dieser Kreuzung ist.
Philipp Heinlein von der Organisation Changing Cities kritisierte die mangelnde Berücksichtigung von Radfahrern an solchen Kreuzungen. Nach einem tödlichen Unfall vor drei Jahren seien bisher nur Placebo-Maßnahmen wie rote Fahrbahnmarkierungen ergriffen worden, anstatt bauliche Maßnahmen zur Trennung von Fahrrad- und Autofahrerbereichen zu ergreifen. Dieser Fehler hätte tödliche Folgen gehabt.
Das Berliner Mobilitätsgesetz von 2018, das in Deutschland einzigartig ist, setzt sich zum Ziel, wirksamen Klimaschutz, Mobilität für alle und insbesondere Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Es enthält das Konzept der Vision Zero, das besagt, dass niemand bei Verkehrsunfällen sterben oder schwer verletzt werden soll. Verkehrssenatorin Manja Schreiner betonte am Montag die Wichtigkeit der Vermeidung von Verkehrstoten.
Philipp Heinlein kritisierte jedoch, dass die Vision Zero gepredigt, aber sichere Infrastrukturprojekte gestoppt würden. Es gäbe funktionierende Konzepte, die jedoch in Berlin nicht umgesetzt würden. Heinlein bemängelte außerdem die aktuelle Verkehrspolitik, die sich nicht von solchen Unfällen trennen lasse. Noch auf der Fahrbahn waren die Markierungen der Spurensicherung zu erkennen.
Nach dem Stopp am Unfallort führte die Demonstration weiter zum Bundesverkehrsministerium in Mitte. Auf dem Weg dorthin wurde die Demonstration jedoch von einer Mopedfahrerin auf dem Gehweg überholt. Ein Fahrradpolizist hielt die Frau an, wurde dafür von den Radfahrern bejubelt und erntete schadenfreudiges Klingeln. Später wurden Touristen von der Polizei darauf hingewiesen, dass E-Scooter nur von einer Person genutzt werden dürfen.
Die Abschlusskundgebung vor dem Ministerium wurde von ungefähr 60 Demonstranten besucht. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club machte dabei auf die erschreckende Zahl von 4.660 getöteten Radfahrern in den letzten zehn Jahren in Deutschland aufmerksam. Sie forderten Verkehrsminister Volker Wissing auf, Assistenzsysteme mit Kollisionserkennung und Notstopp nachzurüsten.
Bei der Rückfahrt mussten die Teilnehmer wieder den Radweg nutzen. Susanne Grittner vom ADFC betonte die Notwendigkeit einer besonders vorsichtigen und sicheren Heimfahrt für alle Teilnehmer. Sie ist seit 2013 zuständig für das Aufstellen der Geisterräder an Unfallstellen und wünschte sich, dieses Hobby aufgeben zu können.