Der AfD-Landesvorsitzende von Thüringen, Björn Höcke, hat erneut seine Forderung nach der Auflösung der Europäischen Union bekräftigt. In einem Interview mit dem Fernsehsender Phoenix erklärte Höcke: "Diese EU muss sterben, damit das wahre Europa leben kann". Er selbst ordnete diese Forderung als populistisch ein. Der Historiker Matthias Wehowski kritisierte Höckes Aussage und bezeichnete seine Wortwahl als "völkisch-schwurbelige Sprache". Wehowski wies darauf hin, dass diese Sprache an die NSDAP-Zeitung "Völkischer Beobachter" erinnere. Als Beleg postete er ein Foto einer Titelseite des "Völkischen Beobachters", auf der die Durchhalteparole der Nationalsozialisten "Sie starben, damit Deutschland lebe" zu sehen ist. Diese Parole wurde verwendet, nachdem der deutsche Vernichtungskrieg in Stalingrad zum Stehen gekommen war. Laut Wehowski geht der Spruch auf den Dichter Heinrich Lersch zurück, der sich 1933 zum Hitler-Gelöbnis bekannt hatte und Mitglied der NSDAP wurde. Der "Völkische Beobachter" hatte Lersch in einem Nachruf geehrt. Wehowski erklärte weiter, dass der Spruch auch von Punk-Bands wie "Slime" aufgegriffen wurde, jedoch in umgekehrter Form: "Deutschland muss sterben, damit wir leben können". Höcke bringe den Spruch nun zurück zu seinem "völkisch-nationalen" Ursprung und verbinde ihn mit dem Feindbild EU. Wehowski bezeichnete dies als "Pathos und völkischen Kitsch". Es ist nicht das erste Mal, dass Höcke sich der Nazi-Rhetorik bedient. Bei einer Kundgebung in Merseburg verwendete er den Satz "Alles für Deutschland!", der ein Schlachtruf der SA war und dessen Verwendung in Deutschland verboten ist. Die Staatsanwaltschaft erhob deshalb Anklage gegen Höcke. Die Linguistin Heidrun Kämper vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim sieht in der Verwendung solcher Sprache in der AfD keine Zufälle. Sie bezeichnete Begriffe wie "Volksverräter", "Volkskörper", "kulturfremd" und "Überfremdung" als Anspielungen auf die NS-Zeit. Dies zeige, dass sich die AfD bewusst mit der NS-Zeit auseinandersetze und solche Äußerungen strategisch einsetze. Björn Höcke ist ein prominenter Vertreter des extrem rechten Flügels der AfD und der Landesvorsitzende der AfD in Thüringen. Der Thüringer Verfassungsschutz stuft den Landesverband der AfD unter Höcke seit 2021 als rechtsextremistisch ein, aufgrund von Angriffen auf das Rechtsstaatsprinzip, Verstößen gegen das Demokratieprinzip und Geschichtsrevisionismus. Höcke bestätigte zudem, dass er Sahra Wagenknecht den Eintritt in seine Partei angeboten habe und sieht Schnittmengen zwischen AfD und Linken in der Außenpolitik.
NAG Redaktion
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