Berlin: Immer weniger Standplätze für Taxis verschärfen die Konkurrenzsituation für das Taxigewerbe, das bereits durch Carsharing-Unternehmen und Fahrdienste wie Uber und Bolt unter Druck steht. Erkan Özmen, ein Taxifahrer mit 28 Jahren Erfahrung in Berlin, berichtet, dass er heutzutage sieben Tage pro Woche arbeiten muss, um das gleiche Geld wie früher an fünf Tagen zu verdienen. Sein monatliches Nettoeinkommen beläuft sich auf etwa 1500 bis 1700 Euro. Der Rückgang der Taxistandplätze in Berlin stellt das Taxigewerbe vor zusätzliche Herausforderungen. An gut besuchten Orten wie Bahnhöfen, Einkaufszentren oder großen Plätzen warten üblicherweise Taxis auf Kunden. Allerdings kommt es laut Özmen immer häufiger vor, dass diese Standplätze an weniger frequentierte Orte verlegt oder ganz gestrichen werden. Ein Beispiel hierfür ist der Standort am Ostkreuz, einem wichtigen Umschlagplatz für Taxifahrer. Bereits vor drei Jahren wurden dort alle Standplätze entfernt, mit der Zusage, dass im Jahr 2023 neue Standplätze eingerichtet würden. Bisher ist jedoch nichts geschehen. Ein ähnliches Schicksal ereilte den Taxi-Standort am Weddingplatz, der einem Fahrradweg weichen musste. Das Bezirksamt Mitte gab an, dass aufgrund von Busspuren und absoluten Halteverboten keine geeignete Fläche für einen Ersatzstandort gefunden werden konnte. Eine Rückkehr der Haltestelle sei nicht geplant. Diese Entwicklungen stehen im Gegensatz zu den Aussagen der Bezirksämter, die erklären, dass Taxistände normalerweise nicht ersatzlos entfernt, sondern in die unmittelbare Nähe verlegt werden. Die Realität sieht jedoch oft anders aus. Ein konkretes Beispiel dafür ist der Taxistand vor Karstadt am Neuköllner Hermannplatz. Dieser wurde in eine Nebenstraße verlegt, sodass er von Karstadt aus nicht mehr sichtbar ist. Zusätzlich ist der Ersatzstandort schlecht beschildert, was dazu führt, dass Autofahrer ihn regelmäßig zuparken. Die Kunden bleiben daher aus. Diese Entwicklung bereitet Erkan Özmen große Sorgen. Wenn sich die Situation weiter verschlechtert, müsse man den Beruf des Taxifahrers aufgeben, befürchtet er. Vor fünf Jahren gab es noch über 8000 Taxis in Berlin, heute sind es nur noch etwa 5000. Viele Fahrer haben ihren Job verloren. Ein weiteres Problem für Taxifahrer ist der Flughafen BER im Landkreis Dahme-Spreewald. Berliner Taxis haben dort kein Laderecht und müssen nachdem sie Kunden zum Flughafen gebracht haben, leer zurückfahren. Nach langem Streit wurde verkündet, dass 10 Prozent der Berliner Taxis eine Ladegenehmigung erhalten sollen. Welche Taxis das sind, wird per Losverfahren entschieden. Erkan Özmen findet es paradox, dass ausgerechnet die Grünen diese Lösung vorgeschlagen haben. Er stellt die Frage nach dem Klimaschutz, wenn er Kunden auslädt, während gleichzeitig hunderte wartende Gäste nicht befördert werden können und er leer zurückfahren muss. Er wünscht sich ein gemeinsames Pflichtfahrgebiet für Berlin und den Landkreis Dahme-Spreewald.
NAG Redaktion
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