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Stimmung im Einzel- und Großhandel gedrückt: Verdi plant neuen Streik für höhere Gehälter und bessere Personalausstattung

Löhne und Personalmangel: Mitarbeiter im Einzel- und Großhandel drohen mit Streik

In Berlin und Brandenburg sind mehr als 230.000 Menschen im Einzelhandel beschäftigt, zusätzlich gibt es gut 54.000 Beschäftigte im Großhandel. Die bisherigen Tarifverträge sind am 30. Juni ausgelaufen, und die Gewerkschaft Verdi kämpft nun für eine generelle Lohnerhöhung von 2,50 Euro pro Stunde. Die Mitarbeiter fordern nicht nur höhere Gehälter, sondern auch eine bessere Personalausstattung, um den steigenden Anforderungen und dem Fachkräftemangel gerecht zu werden.

Am Donnerstag schilderten fünf Mitarbeiter auf einer Pressekonferenz von Verdi ihre Situation und Bedenken. Silvana Meister, die seit 20 Jahren bei Kaufland Logistik in Lübbenau arbeitet, berichtete, dass sie in den letzten zwei Jahren eine deutliche Erhöhung ihrer Miet- und Nebenkosten hatte, während sich ihr Gehalt nicht verändert hat. Als Alleinerziehende mit zwei Kindern kann sie sich kaum Urlaub leisten und muss jeden Cent sparen. Aufgrund des Fachkräftemangels müssen die Mitarbeiter doppelte und dreifache Arbeit leisten, was für Unzufriedenheit sorgt.

Auch Roman Galinski, der seit 25 Jahren als Verkäufer bei H&M in der Wilmersdorfer Straße arbeitet, berichtete von steigenden Mieten und den Auswirkungen auf das Leben der Mitarbeiter. Viele Kollegen müssten andere Zahlungen einfrieren, um die Miete bezahlen zu können. Sogar einfache Anschaffungen wie eine neue Waschmaschine seien für einige unerschwinglich geworden.

Jana Forsten, Mitarbeiterin bei Ikea seit 14 Jahren, erzählte von der schwierigen Personalsituation. Aufgrund der schlechten Bezahlung könnten immer mehr Stellen nicht besetzt werden. In ihrem Haus gebe es eine hohe Zahl von offenen Stellen, und das dünn besetzte Personal komme mit dem Nachfüllen der Waren kaum hinterher.

Auch Katja Vaternam, die seit über 20 Jahren als Einzelhandelskauffrau bei Kaufland Adlershof arbeitet, beklagte die fehlende Möglichkeit, in Vollzeit angestellt zu werden. Die meisten Kollegen hätten Teilzeitverträge, und Kaufland sei nicht bereit, ihnen mehr Stunden zu geben, um ein vernünftiges Leben zu ermöglichen. Viele müssten Versicherungen kündigen oder auf kulturelle Aktivitäten verzichten.

Sylvia Sack, Mitarbeiterin bei GaleriaKaufhof am Alexanderplatz seit 33 Jahren, berichtete von einer allgemeinen Abwertung des Berufsstands. Es gebe kaum noch Vollzeitkräfte oder Fachkräfte, nur noch kurzfristige Verträge für Mitarbeiter, die am Samstag arbeiten möchten. Kunden verhalten sich oft respektlos gegenüber den Mitarbeitern.

Die Unternehmen reagieren auf die Vorwürfe eher ausweichend. Ikea gibt an, dass die Personaldichte in den Einrichtungshäusern in der Sommerzeit aufgrund der Haupturlaubszeit etwas geringer sei. H&M hingegen erklärt, dass sich die Einkaufszeiten der Kunden verschoben hätten und sie daher ihren Personaleinsatz entsprechend angepasst hätten.

Die Kaufland-Sprecherin betont, dass flexible Arbeitszeitmodelle angeboten werden und eine Erhöhung der Arbeitszeit wohlwollend geprüft werde. In der Filiale in Berlin-Adlershof seien erst kürzlich die Stunden einiger Mitarbeiter erhöht worden.

Verdi hat noch keinen konkreten Streiktermin genannt, möchte den Unternehmen aber nur wenig Vorlauf geben. Es bleibt abzuwarten, wie die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und den Unternehmen verlaufen werden und ob es in Zukunft zu einem Streik kommen wird.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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