Die Staatskapelle verabschiedete sich am Samstag mit einem ungewöhnlichen Programm in die Sommerpause. Auf dem Programm standen zwei Ballettsuiten sowie das selten gespielte und wenig bekannte Cellokonzert von Edward Elgar, das trotz des leidenschaftlichen Einsatzes von Jaqueline du Pré selten aufgeführt wird. Das Cellokonzert stammt aus Elgars letzter Schaffensphase und ist ein spätromantisches Stück. Es besticht vor allem durch sein einprägsames Hauptthema, das zu Beginn vom Orchester eingeführt wird, bevor das Soloinstrument übernimmt.
Sol Gabetta, die argentinische Cellistin, verleiht allen Stücken eine besondere Note, auch den weniger aufregenden. Ihr Spiel zeichnet sich durch einen unglaublich charaktervollen Strich, eine wundersame Gesanglichkeit und Kantabilität aus. Sie verleiht den schwelgerischen Momenten des Stücks eine besondere Seele und behält auch in den Passagen mit anspruchsvollen Sechzehntel-Figurationen stets die Souveränität. An ihrer Seite steht der Dirigent Edward Gardner, der eine äußerst elegante Gestik hat und sich sehr rücksichtsvoll, aber dennoch bestimmt zeigt, wenn es um die Einsätze geht.
Elgar hat mit seinem Werk das Ende einer 200-jährigen Phase nach dem Tod von Henry Purcell eingeleitet, in der ambitionierte Musik in England nur wenig Beachtung fand. Der eigentliche Durchbruch kam dann nach dem Zweiten Weltkrieg mit Benjamin Britten. Im Rahmen des Konzerts erklingt auch dessen Ballettmusik zu „The Prince of the Pagodas“, die von Edward Gardner zu einer Suite zusammengestellt wurde. Diese Ballettmusik ist ebenfalls weitgehend unbekannt. Die Handlung spielt in einem „Reich der Mitte“, höchstwahrscheinlich China. Das Besondere daran ist, dass Britten hier auf ein reichhaltiges Repertoire fernöstlicher, balinesischer Klangeffekte zurückgreift, das er jedoch ausschließlich mit dem Instrumentarium eines europäischen Symphonieorchesters erzeugt.
Ein weiterer Programmpunkt des Abends ist Béla Bartóks Ballettpantomime „Der wunderbare Mandarin“. Obwohl der erste Eindruck darauf hindeutet, dass das Ballett ebenfalls in China spielt, handelt es sich tatsächlich um eine Geschichte aus dem Gauner- und Mördermilieu einer westlichen Großstadt, inspiriert von den 20er Jahren und der Gangsterwelt um Al Capone. Bartók hat hier äußerst expressive Musik komponiert, die von rohem Blech und brutaler Motorik geprägt ist. Die Staatskapelle setzt dies mitreißend um und steigert sich bis zu einem fulminanten Schlussakkord unter der Leitung des völlig erschöpften Dirigenten Gardiner.
Trotz des zähen Beginns schafft es der Abend, sich zu einem Höhepunkt zu steigern. Dennoch bleiben Suiten aus Balletten, deren Handlung man nicht kennt und deren Geschehen man nicht visuell verfolgen kann, als Konzertrepertoire schwierig und unbefriedigend.