Sparmaßnahmen in Potsdam bedrohen soziale Projekte Die Stadt Potsdam hat Vorschläge zur Einsparung von sozialen und Gesundheitsprojekten vorgelegt. Diese könnten im September vom Ausschuss für Gesundheit, Soziales, Wohnen und Inklusion (GSWI) übernommen werden, was das Aus für namhafte Potsdamer Sozialprojekte bedeuten könnte. Organisationen wie die Arbeiterwohlfahrt, pro familia, der Zirkus Montelino, die Medienwerkstatt und die Fachhochschule müssten ganze Projekte einstellen. Besonders hart treffen würden die Vorschläge das Selbsthilfe-, Kontakt- und Informationszentrum (Sekiz). Das Sekiz besteht seit mehr als 30 Jahren und ist eine zentrale Anlaufstelle für Selbsthilfe und Ehrenamt in Potsdam geworden. Die beantragten 235.000 Euro, die vor allem für Personal- und Mietkosten verwendet werden sollen, würden nach derzeitigem Stand gestrichen werden. Das Sekiz koordiniert fast 40 Selbsthilfegruppen zu Themen wie Behinderungen, chronischen Krankheiten, seelischen Belastungen, Sucht und anderen Lebenssituationen. Es bietet den Gruppen Räumlichkeiten, Weiterbildungen, Informationsveranstaltungen und Begegnungsmöglichkeiten sowie Unterstützung bei der Gründung neuer Gruppen oder die Kostenübernahme für Konten. Auch die Agentur für Ehrenamt ist Teil des Vereins. Laut Oliver Geldener, Vorstandsvorsitzender des Vereins, gibt es in der Stadt kaum ein vergleichbares Zentrum, in dem sich Gruppen kostenlos treffen können und das barrierefrei zugänglich ist. Ein Wegfall der Förderung würde bedeuten, dass die Selbsthilfegruppen wieder in den privaten Bereich zurückgedrängt werden. Die Sparmaßnahmen sind auf den fehlenden finanziellen Spielraum der zuständigen Fachbereiche Soziales und Inklusion sowie Öffentlicher Gesundheitsdienst zurückzuführen. Insgesamt stehen diesen Bereichen 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. Die beantragten Fördermittel übersteigen jedoch die verfügbaren Mittel. Im sozialen Bereich ist die finanzielle Diskrepanz besonders dramatisch. Es wäre doppelt so viel Geld erforderlich, um alle Projekte zu unterstützen. Daher ist eine Auswahl unvermeidlich, so die Stadtverwaltung. Oliver Geldener vom Sekiz zeigt sich enttäuscht über die Empfehlungen der Verwaltung. Er bemängelt, dass die drohende Existenzgefährdung nicht angemessen berücksichtigt wurde. Die Stadtverwaltung hingegen erklärt, dass die Entscheidungsfindung in einem erweiterten Gremium stattfindet, das Mitglieder des GSWI und der Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung einschließt. Auch die Potsdamer Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist von den möglichen Kürzungen betroffen. Die Netzwerk Arbeit Inklusiv, die Ehrenamtsagentur und die Schatztruhe des Potsdamer Bezirksverbands stehen vor finanziellen Einschnitten. Angela Schweers von der AWO kritisiert die Bewertung der Projekte und stellt die Kompetenz der Entscheidungsträger in Frage. Die Förderungen für die Sozialprojekte sind noch nicht endgültig entschieden. Der Ausschuss für Gesundheit, Soziales, Wohnen und Inklusion wird bis Mitte September mögliche Änderungen vorbringen und anschließend über die Förderungsvorschläge abstimmen. Oliver Geldener vom Sekiz will in der Zwischenzeit weiterhin aktiv bleiben und mit den Ausschussmitgliedern in Kontakt treten, um sie für die Situation zu sensibilisieren. Es bleibt abzuwarten, welche Projekte letztendlich gefördert werden und welche von den Einsparungen betroffen sein werden. Quelle: MAZ
NAG Redaktion
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