Berlin Aktuell

Schwindende Investitionen im Neubau: Berliner Bauunternehmen reduzieren Ausgaben um 26 Prozent, warnt der Verband BBU

Titel: Schrumpfende Investitionen im Neubausektor und drohende Enteignungen - Wohnungsnot in Berlin wird noch akuter

Von Hildburg Bruns

Laut einer Mitgliederbefragung des Verbands BBU (Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen) reduzieren viele Bauunternehmen ihre Investitionen in den Neubau um 26 Prozent. Dies hat drastische Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt in der Hauptstadt. Während dieses Jahr noch 7152 Wohnungen fertiggestellt werden, wird die Zahl im Jahr 2024 voraussichtlich auf nur noch 5224 sinken.

"Maren Kern, Chefin des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), äußerte sich besorgt über dieses Entwicklung und bezeichnete sie als bedenklich für die Zukunft der Stadt", heißt es in einem Bericht des Verbands. Erstmals seit 16 Jahren sind die Investitionen in den Neubau rückläufig und belaufen sich nun auf 2,6 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 300 Millionen Euro entspricht.

Das Damoklesschwert drohender Enteignungen trägt zusätzlich zu der angespannten Situation bei. Nach dem erfolgreichen Volksentscheid "Deutsche Wohnen & Co. enteignen" arbeitet die CDU/SPD-Koalition derzeit an einem möglichen Rahmengesetz für große Immobilienfirmen. Dies verstärkt die Unsicherheit in der Branche.

Bereits heute fehlen in Berlin rund 100.000 Wohnungen. Städtische Unternehmen, Genossenschaften und private Investoren sollen daher jährlich möglichst 20.000 Neubauten schaffen, um den Bedarf zu decken. Die weiterhin stagnierende Investitionsbereitschaft der Bauunternehmen stellt jedoch eine große Herausforderung dar.

Für Mieterinnen und Mieter bringt dies zumindest eine positive Nachricht: Bei den BBU-Vermietern, die fast die Hälfte aller Mietwohnungen in der Hauptstadt bereitstellen, waren die Mietsteigerungen in den letzten Jahren moderat. Innerhalb eines Jahres stiegen die Nettokaltmieten lediglich um 2 Prozent auf durchschnittlich 6,54 Euro pro Quadratmeter. Im Vergleich dazu liegt der Mietspiegel in Hamburg bereits bei 9,29 Euro pro Quadratmeter, was einem Unterschied von 37 Prozent entspricht. Dennoch sind die Mietpreise in Berlin im Vergleich zu den Bruttoeinkommen nur um neun Prozent geringer, während in München mit 14,58 Euro pro Quadratmeter sogar doppelt so hohe Preise wie in Berlin aufgerufen werden.

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Ein wesentlicher Faktor für diese Preisentwicklung sind die steigenden Zinsen für Baudarlehen. So sind die Zinsen für eine Wohnung mit einem 200.000-Euro-Kredit seit Januar 2022 von 2.000 Euro auf mittlerweile 7.780 Euro pro Jahr gestiegen. Experten gehen davon aus, dass sich die Zinsen nicht auf das frühere Niveau zurückentwickeln werden. Auch die explodierenden Baupreise und langwierigen Baugenehmigungsverfahren tragen zur sinkenden Investitionsbereitschaft der Bauherren bei.

Um zukünftig nachhaltiger zu agieren, setzen die BBU-Unternehmen vermehrt auf Maßnahmen wie die Regenwassernutzung, die Durchlässigkeit von Flächenbelägen, Versickerung und Dachbegrünung. Allerdings zeigen sich nur 16 Prozent der Wohnungsfirmen bereit, ihre Fassaden zu begrünen. Mieterinnen und Mieter stehen diesem Vorhaben skeptisch gegenüber, da sie befürchten, dass dadurch vermehrt Insekten ins Gebäude gelangen.

Die aktuellen Entwicklungen auf dem Berliner Wohnungsmarkt zeigen, dass die Wohnungsnot in der Hauptstadt immer akuter wird. Es besteht ein dringender Bedarf an neuen Wohnungen, jedoch schrumpfen die Investitionen der Bauunternehmen. Gleichzeitig erhöht das Thema Enteignungen die Unsicherheit in der Branche. Diese Situation erfordert umfassende Lösungsansätze und politische Maßnahmen, um die Wohnungsversorgung in der deutschen Hauptstadt langfristig zu sichern.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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