Neue Herausforderungen für die Erinnerungskultur in Deutschland
Inmitten einer besorgniserregenden Entwicklung steht die Erinnerungskultur in Deutschland zunehmend unter Druck. Eine neue Recherche des Deutschlandfunks wirft ein Licht auf die Strategien der Neuen Rechten und deren Einfluss auf Gedenkstätten, die an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnern. Die beiden Sendungen im Rahmen von „Die Kulturrecherche“ sind am 29. August 2024 sowohl im Radio als auch online verfügbar und zielen darauf ab, die Zusammenhänge zwischen politischen Strömungen und den Herausforderungen für die Erinnerungskultur zu beleuchten.
Diese Untersuchung ist besonders wichtig, da sie eine erhebliche Zunahme rechtsextremer Vorfälle an Gedenkstätten dokumentiert. Seit 2019 gab es über 1000 derartige Angriffe, von denen weniger als 10 Prozent aufgeklärt werden konnten. Diese Statistiken, die aus einer bislang unveröffentlichten Antwort der Bundesregierung hervorgehen, zeigen auf, wie tiefgreifend die ideologischen Kämpfe in die Gesellschaft eingreifen. Die Vorfälle stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit einer veränderten politischen Landschaft, in der Vokabeln wie „Schuldkult“ oder „Denkmal der Schande“ von der Neuen Rechten propagiert werden.
Ein wichtiger Aspekt der Recherche ist die Analyse von neurechten Medien und deren Einfluss auf die öffentliche Meinung. Besonders hervorzuheben ist der Podcast „Kanal Schnellroda“, der mehr als ein Drittel seiner Episoden der NS-Zeit widmet und Erinnerungspolitik als „Umerziehung“ bezeichnet. Dies zeigt, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheitsbewältigung umso mehr in den Fokus von rechten Ideologen gerät, die versuchen, die öffentliche Wahrnehmung aktiv zu beeinflussen.
Zusätzlich werden in der Recherche die Mechanismen hinter den neurechten Memes und Social Media Strategien beleuchtet. Unter dem Pseudonym „Wilhelm Kachel“ agiert ein neurechter Influencer, dessen propagandistisches Bildmaterial große Verbreitung in der Szene findet. Dies deutet darauf hin, wie neue digitale Formate und Kommunikationskanäle genutzt werden, um nationalistisches Gedankengut zu verbreiten und das kulturelle Gedächtnis der Gesellschaft zu beeinflussen.
Die umfassenden Herausforderungen, die diese Entwicklungen mit sich bringen, fordern eine dringende Diskussion über die Rolle von Bund und Ländern bei der Sicherung und Förderung der Erinnerungskultur. Zivilgesellschaftliche Organisationen haben seit Jahren auf die Gefährdung der Aufarbeitung von NS-Verbrechen hingewiesen, doch oft fehlen verlässliche Daten und gezielte Lösungsansätze. Umso wichtiger wird die Informationsverbreitung durch die Medien, um auf die aktuellen Entwicklungen aufmerksam zu machen und die Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.
Am 29. August werden die Ergebnisse dieser spannenden und zugleich alarmierenden Untersuchung im Deutschlandfunk präsentiert. Zuschauer und Hörer sind eingeladen, sich mit diesen zentralen Fragen auseinanderzusetzen und die Bedeutung der Erinnerungskultur für die heutige Gesellschaft zu reflektieren.
Für mehr Informationen zur Sendung und zu den Ergebnissen der Recherche besuchen Sie die Website des Deutschlandfunks unter deutschlandfunk.de/erinnerungskultur.