Bedeutung der Riester-Rente für die Altersvorsorge in Deutschland
Berlin, 06.09.2024 – Die Riester-Rente, die vor über zwei Jahrzehnten als Lösung zur Schließung der Rentenlücke eingeführt wurde, steht derzeit in der Kritik. Mit mehr als 20 Millionen abgeschlossenen Verträgen haben bis Ende 2023 rund 4,6 Millionen Sparer, also fast ein Viertel aller Riester-Verträge, bereits gekündigt. Diese alarmierenden Zahlen, die exklusiv der Finanzratgeber-Plattform Finanztip vorliegen, werfen ein Licht auf die Herausforderungen und Probleme, mit denen Sparer konfrontiert sind.
Kundenzufriedenheit und finanzielle Folgen
Die Entscheidung zur Kündigung ist für viele Betroffene mit erheblichen finanziellen Nachteilen verbunden. Martin Klotz, Altersvorsorge-Experte von Finanztip, warnt: „Wer einen Riester-Vertrag kündigt, muss sämtliche erhaltene staatliche Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen. Im Durchschnitt summieren sich diese Rückzahlungen auf etwa 1.900 Euro pro Vertrag.“ Zudem behalten die Anbieter einen Teil der eingezahlten Gelder, unter anderem für Provisionen und weitere Kosten.
Stillgelegte Verträge und ihre Auswirkungen
Eine bedenkliche Entwicklung zeigt sich auch bei bestehenden Verträgen: Unter den 15,5 Millionen noch aktiven Riester-Verträgen ruhen geschätzt bis zu fünf Millionen. Dies bedeutet, dass knapp jeder vierte Vertrag nicht mehr aktiv bespart wird. Klotz bezeichnet die Situation als „Desaster“ und betont, dass fast die Hälfte aller Verträge die ursprünglich angestrebte Altersvorsorge nicht mehr erfüllen.
Staatliche Subventionen und deren Wirkung
Ein weiterer Aspekt ist, dass die Anbieter der Riester-Rente von staatlichen Subventionen in Höhe von fast 1,8 Milliarden Euro profitiert haben, die bis Ende 2022 aus Steuermitteln geflossen sind. Während die Politik diese Form der privaten Altersvorsorge zur Unterstützung der Sparer per Gesetz eingeführt hat, scheint ein Großteil der erhaltenen Gelder den Anbietern zugutekommen, was das gesamte Modell in einem fragwürdigen Licht erscheinen lässt.
Die geringe Höhe der Riester-Rentauszahlungen
Die Auszahlungen aus Riester-Verträgen sind häufig nicht ausreichend. Von den etwa einer Million Riester-Sparern, die 2022 Leistungen erhielten, bekamen rund 80 Prozent monatlich weniger als 100 Euro brutto. Finanztip empfiehlt, sich nicht zu voreiligen Kündigungen zu entschließen, sondern bestehende Verträge zu prüfen. Dabei sollten besonders alte Verträge, die möglicherweise vorteilhaftere Konditionen aufweisen, weiter bespart werden.
Der Ausblick auf Reformen und neue Möglichkeiten
Die Bundesregierung plant für 2025 Reformen im Bereich der privaten Altersvorsorge, die als Hoffnungsschimmer für Riester-Sparer gelten könnten. Ein neues Altersvorsorge-Depot soll kostengünstiger gestaltet werden und die Übertragung bestehender Anlagen erleichtern. Klotz fordert, dass frühere Riester-Sparer die Möglichkeit erhalten, ihr Geld ohne Zustimmung der bisherigen Anbieter auf das neue Depot zu übertragen.
Fazit
Die Riester-Rente steht vor enormen Herausforderungen, die sowohl für den Einzelnen als auch für das gesamte System gravierende Folgen haben. Die hohe Anzahl an Kündigungen und das Schicksal der stillgelegten Verträge verdeutlichen die Unzufriedenheit und die finanziellen Unwägbarkeiten, mit denen viele Sparer konfrontiert sind. Eine Reform könnte längst überfällig sein, um die Ziele der Altersvorsorge tatsächlich zu erreichen und Sicherheiten für die Zukunft zu schaffen.