Die zunehmende Bedeutung der Leitstellen in der Notfallrettung
Berlin – „Notfallrettung – Wenn die Hilfe versagt“, so lautet eine erschütternde Erkenntnis, die auf den oft fehlenden Standards in deutschen Leitstellen beruht und zu einer schlechteren Versorgung bei Herz-Kreislauf-Stillständen führt. Die Rolle der Leitstellen geht weit über das bloße Eintreffen der Rettungskräfte hinaus und beginnt bereits am Telefon, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Notruf-Leitstellen wichtige Sicherheitshinweise geben und lebensrettende Maßnahmen wie die Herzdruckmassage anleiten.
Allerdings zeigt eine Recherche des SWR, dass in jeder fünften Leitstelle in Deutschland eine strukturierte oder standardisierte Notrufabfrage fehlt, auch bekannt als SNA oder SNAP. Diese evaluierten Systeme können schwere Notfälle schnell einordnen, indem gezielte standardisierte Fragen gestellt werden. Dabei wird jedoch immer vorausgesetzt, dass der Anrufer gut zu führen ist.
Die Facharbeitsgruppe Leitstelle der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft hat bereits in einer Stellungnahme zur Reform der Notfall- und Akutversorgung in Deutschland auf diese Problematik hingewiesen. Es geht nicht nur darum, softwaregestützt standardisierte Fragen im Notrufdialog zu stellen, sondern auch speziell zur Telefonreanimation anzuleiten. Eine softwaregestützte Notrufabfrage sollte zudem unbedingt mit einem Qualitätsmanagementsystem verbunden sein, betont Helge Petersen von der AG Leitstelle der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft.
Die Untersuchungen des SWR zeigen deutlich, dass Deutschland in Bezug auf die Qualifikation des Leitstellenpersonals und die Arbeitsweisen einen uneinheitlichen Flickenteppich darstellt. Es besteht die Möglichkeit, vieles durch bundesweite Gesetzgebung zu regeln und zu vereinheitlichen. Obwohl der Föderalismus in Deutschland geschätzt wird, sind viele Entscheidungen in Bezug auf Leitstellenangelegenheiten Ländersache, was zu unterschiedlichen Herangehensweisen je nach ärztlicher Leitung führt. Daher war die Gesundheitsreform des Bundes ein zentrales Thema beim diesjährigen Leitstellensymposium in Bremerhaven.
Helge Petersen kommentiert die Reform wie folgt: „Wir begrüßen, dass der Gesetzesentwurf zur Reform der Notfallversorgung im Bundeskabinett am 17.07.2024 beschlossen wurde, bedauern allerdings, dass man auf die Expertise aus Leitstellen wenig Wert gelegt hat. Es ist schade, dass sich erst im Nachhinein über den bestehenden Flickenteppich aufgeregt wird. Das hätte man besser machen können.“
Die Erkenntnisse aus verschiedenen Quellen verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Standards und Arbeitsweisen in deutschen Leitstellen zu verbessern, um eine qualitativ hochwertige Notfallrettung sicherzustellen. Nur durch eine strukturierte und standardisierte Vorgehensweise kann eine effiziente Versorgung in Notfällen gewährleistet werden. Die Diskussion über die Rolle der Leitstellen in der Notfallrettung wird daher immer wichtiger, um das Leben von Menschen in Gefahr zu schützen und die bestmögliche Hilfe anzubieten.