Hitze: Belastungen und Risiken in der ambulanten Pflege
Jedes Jahr nehmen Hitzewellen in Deutschland zu und stellen eine ernsthafte Gesundheitsgefahr dar. Insbesondere für ältere pflegebedürftige Menschen kann die Hitze gravierende gesundheitliche Probleme verursachen. Auch für Pflegenden bringt die Hitze zusätzliche Belastungen mit sich. Laut einer aktuellen Befragung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) sind diejenigen, die in ambulanten Pflegediensten arbeiten, besorgt und haben mit den Auswirkungen der Hitze zu kämpfen.
Warum ist das wichtig?
Die steigenden Temperaturen in Deutschland haben negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung. Im Jahr 2023 starben 3.200 Menschen aufgrund von Hitzebedingungen, was sogar mehr Todesfälle verursachte als Verkehrsunfälle. Vor allem ältere pflegebedürftige Menschen sind einem erhöhten Risiko für hitzebedingte Gesundheitsprobleme ausgesetzt, insbesondere wenn ihnen die notwendige Unterstützung für den Hitzeschutz, die Abkühlung und die Flüssigkeitsaufnahme fehlt. Auch für Pflegende stellt die Hitze eine Belastung dar und kann zu gesundheitlichen Schäden führen. Daher warnt der Vorstandsvorsitzende des ZQP, PD Dr. Ralf Suhr: „Jetzt im Hochsommer zeigt sich wieder, wie wichtig Hitzeprobleme und Hitzeschutz in der Pflege sind. Dabei sollten wir unser besonderes Augenmerk auf die häusliche Pflege richten, da etwa 4 von 5 pflegebedürftigen Menschen in Deutschland zu Hause von Angehörigen und ambulanten Pflegediensten versorgt werden. Leider wird dem Thema Hitzeschutz noch nicht genügend öffentliche Aufmerksamkeit geschenkt.“
Die Herausforderungen in der ambulanten Pflege
Die ambulanten Pflegedienste spielen eine wichtige Rolle beim Schutz älterer pflegebedürftiger Menschen vor hitzebedingten Gesundheitsschäden. Die vorliegende Studie des ZQP zeigt, dass die Hitzebelastung im Sommer 2023 auch aus Sicht der Pflegedienste ein dringendes Problem darstellte. 44 Prozent der Befragten gaben an, dass in den drei Monaten vor der Befragung in ihrer Region die Hitze oft oder sehr oft ein gesundheitliches Risiko für die von ihnen betreuten pflegebedürftigen Menschen darstellte. Mehr als die Hälfte der Pflegedienste musste in dieser Zeit mindestens eine Hitzewelle bewältigen. Darüber hinaus machen sich 40 Prozent der Pflegefachkräfte große Sorgen über die negativen Auswirkungen von Wetterextremen wie Hitzewellen auf die Gesundheit der Menschen in ihrer Region.
Doch nicht nur die pflegebedürftigen Menschen sind von der Hitze betroffen, sondern auch die Pflegekräfte selbst. Ein beträchtlicher Teil der Befragten bemerkt erhebliche hitzebedingte Belastungen bei den Kolleginnen und Kollegen. Körperliche Erschöpfung während Hitzewellen nimmt bei einem Drittel der Befragten stark zu, während rund ein Viertel angibt, dass auch geistige Erschöpfung ein häufiges Problem ist. Dies kann nicht nur die Arbeitsbedingungen verschlechtern, sondern auch gravierende Auswirkungen auf die Sicherheit der pflegerisch versorgten Menschen haben. Zusätzlich bestätigen 20 Prozent der Befragten, dass während der Arbeit unter Hitze mehr Fehler im Dienst auftreten. PD Dr. Ralf Suhr betont: „Während Hitzewellen kann die Arbeitsbelastung in der Pflege erheblich zunehmen. Es kommt zu einer Kombination von zwei maßgeblichen Faktoren: Zum einen beeinträchtigt die Hitze natürlich die Leistungsfähigkeit der Pflegenden selbst, zum anderen steigt oft der Informations- und Versorgungsaufwand für die pflegebedürftigen Menschen und ihre Angehörigen. Das bedeutet, dass die Pflegenden unter den erschwerten Bedingungen oft über Tage hinweg mehr Leistung unter Zeitdruck erbringen müssen.“ Zusätzliche Aufgaben seien für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflegedienste oft kaum zu bewältigen, fügt der Experte weiter hinzu.
Verbesserungsmaßnahmen und Prävention
Die Studie legt nahe, dass viele ambulante Pflegedienste intensiv darüber nachdenken, wie sie den Gesundheitsschutz ihrer Klientinnen und Klienten an heißen Tagen und Nächten verbessern können. Viele Dienste haben bereits entsprechende Präventionsmaßnahmen ergriffen, wie zum Beispiel die Implementierung eines Hitzeaktionsplans. Allerdings sind nur wenige Pflegedienste in regionale Hitzeschutznetzwerke eingebunden. Laut der Analyse haben über 90 Prozent der Dienste bereits verschiedene Maßnahmen zum Hitzeschutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Klientinnen und Klienten ergriffen. Allerdings geben immer noch 55 Prozent der Befragten an, dass ihre Pflegedienste noch keine Schulungen zum Thema Hitzeschutz durchgeführt haben. Zudem geben 28 Prozent an, dass nicht überprüft wird, ob die Klientinnen und Klienten zur Risikogruppe für hitzebedingte Gesundheitsprobleme gehören.
PD Dr. Ralf Suhr kommentiert dies wie folgt: „Es überrascht nicht, dass ambulante Dienste bei der Umsetzung von Hitzeschutzkonzepten und Präventionsmaßnahmen unterschiedlich weit fortgeschritten sind. Es steht jedoch außer Frage, dass sich alle Dienste um diesen Aspekt kümmern müssen und intensive Unterstützung benötigen, um zentrale Maßnahmen wie die Entwicklung eines Hitzeschutzplans oder Schulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Hitzeschutz erfolgreich umzusetzen.“ Es gibt jedoch noch weitere dringende Aufgaben, um ältere pflegebedürftige Menschen in den Gemeinden besser vor den Auswirkungen von Sonne und Hitze zu schützen. PD Dr. Ralf Suhr betont, dass der Wohnraum und insbesondere das Wohnumfeld eine zentrale Rolle spielen: „Es ist wichtig, dass das eigene Zuhause und das umgebende Quartier älteren pflegebedürftigen Menschen ermöglichen, weitgehend selbstständig zu leben und sozial teilzuhaben – und das gilt auch für die heißen Perioden des Jahres. Effektive Verschattungsmöglichkeiten in Wohnungen, schattige Vorplätze und beschattete Sitzgelegenheiten in der Umgebung älterer Menschen sind relevante Beiträge für pflegefreundliche Lebensorte.“
Die vollständige Studie kann kostenlos auf der werbefreundlichen Website des ZQP unter www.zqp.de heruntergeladen werden.