In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Missbrauchsvorwürfe gegen den Rammstein-Frontsänger Till Lindemann. Besonders in Berlin, wo der Sänger kürzlich drei Konzerte im Olympiastadion gab, sind die Vorwürfe präsent. Eine Demonstration vor dem Stadion und eine Petition auf der Plattform WeAct von Campact sollen die Auftritte verhindern. Britta Häfemeier, Initiatorin der Petition mit dem Titel „Keine Bühne für Rammstein“, kämpft gegen die scharf kritisierte Band und fordert die Absage der Konzerte in Berlin. Die Petitionsinitiatorin geht dabei das Risiko ein, rechtlich gegen die Unterschriftensammlung von Lindemann vorzugehen. Häfemeier lässt sich jedoch nicht einschüchtern und gibt an, keine Angst zu haben.
Die Kanzlei Schertz Bergmann, die Lindemann rechtlich vertritt, hat Campact aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben. In dem Schreiben heißt es, dass es Campact freistehe, sich mit der Band auseinanderzusetzen. Dies rechtfertige jedoch nicht das Verbreiten unwahrer und schwer ehrverletzender Tatsachenbehauptungen. Campact reagierte gelassen und unterschrieb die Erklärung nicht.
In einem Interview mit Britta Häfemeier, die auch im Vorstand des Vereins Gender Equality Media gegen medialen Sexismus aktiv ist, wurden ihr die Vorwürfe im Zusammenhang mit der Petition vorgelegt. Sie betont, dass die zahlreichen Erfahrungsberichte der Frauen, die Anschuldigungen gegen Lindemann erhoben haben, für sich selbst sprechen. Sie ist der Meinung, dass die vielen Berichte kein Zufall sein können und dass Rammstein und Till Lindemann kein Einzelfall sind. Laut Häfemeier ist dies ein Symptom einer sexistischen Gesellschaft, in der mächtige Männer ihre Macht ausnutzen.
Die Petition von Häfemeier hat bereits mehr als 71.000 Unterschriften erhalten. Dennoch glauben nicht alle Rammstein-Fans den Vorwürfen gegen Lindemann. Häfemeier gibt jedoch zu bedenken, dass genug Frauen von Vorfällen berichten und dass es wichtig ist, die dahinter liegende Machtstruktur zu verstehen.
Die Frage, ob die Rammstein-Konzerte im Berliner Olympiastadion abgesagt werden, bleibt vorerst offen. Häfemeier vermutet, dass die Berliner Politik die Angelegenheit aussitzen möchte. Die Petitionen wurden zwar an den Berliner Petitionsausschuss weitergeleitet, jedoch hat bisher keine klare Reaktion der Politik stattgefunden. Häfemeier fordert, dass die Politik auf Petitionen reagiert und mehr Druck auf die Betreiber des Olympiastadions ausübt.
Abschließend betont Häfemeier, dass Berlin als Vorbild agieren könnte und den Frauen glauben sollte. Sie ist der Meinung, dass die Konzerte erst abgesagt werden sollten, bis alles aufgeklärt ist. Die Absage der Konzerte würde für sie bedeuten, dass Lindemann seine Plattform verliert.
Lindemanns Anwälte weisen in einem Schreiben darauf hin, dass keine hinreichenden Beweistatsachen für die sexuellen Übergriffe vorliegen. Häfemeier hält jedoch weiterhin an den Vorwürfen fest und betont, dass es sich nicht um falsche Aussagen der Frauen handelt. Auch der Rechtsanwalt von Campact bestätigt, dass Häfemeier lediglich eine wertende Zusammenfassung eines unstreitigen Sachverhalts vorgenommen hat und keine unwahren Tatsachen verbreitet. Till Lindemann bleibt somit ein vermeintlicher Täter, da…