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Löwe oder Wildschwein? Ein Tierfotograf enthüllt die wahre Verbreitung von Wildtieren in der Region

Die Berliner Löwin entpuppt sich als Wildschwein: Ein Blick auf die Verbreitung von Wildtieren in der Region Marco Papajewski ist ein Tierfotograf, genauer gesagt ein Wildtierfotograf. Der Gedanke, eine Löwin in den Wäldern Brandenburgs vor die Linse zu bekommen, mag für viele Fotografen verlockend sein. Doch Papajewski würde lieber darauf verzichten. Die Gefahr, sich nur für einen Schnappschuss einer frei laufenden Löwin zu nähern, wäre ihm einfach zu groß. "Mein Verstand hätte dagegengesprochen", erklärt er. In der Tat hat Papajewski in heimischen Gefilden eher selten Löwen vor die Linse. Sein Schwerpunkt liegt vielmehr auf Füchsen, Dachsen, Bibern, Waschbären sowie Greifvögeln und Eulen. Und natürlich Wildschweinen. Diese sind als Allesfresser besonders anpassungsfähig. Wenn der Mensch dann noch in die Natur eingreift, zum Beispiel durch den Bau neuer Straßen und Autobahnen, weichen Wildtiere wie das Wildschwein auch in urbanere Gegenden aus, um sich und ihre Nachkommen zu ernähren. Ein weiterer Grund für die Ausbreitung von Wildtieren in der Stadt sind öffentliche Mülleimer. Auch Füchse profitieren sehr davon, denn der Abfall von Großstädtern ist eine gute Nahrungsquelle für sie. "Die Tiere lernen sehr schnell", betont Papajewski. Daher war es auch kein Wunder, dass im Juli ein kurzes und körniges Internetvideo Menschen rund um den Globus glauben ließ, eine Löwin stapfe durch Berlin und Brandenburg. Selbst der erfahrene Tierfotograf Papajewski hielt es für möglich, dass es sich um eine Löwin handelte. Schließlich gab es in der Vergangenheit Meldungen über Berliner Großfamilien, die sich Raubkatzen hielten. Doch schon bald wurde klar, dass die Krümmung der Wirbelsäule und die Ausprägung des Schwanzes der Kreatur auf dem Video doch eher auf ein Wildschwein hinwiesen. Im Rückblick betrachtet Marco Papajewski die Aufregung um die vermeintliche Löwin als Sommerloch-Geschichte. Er kann jedoch verstehen, welchen Aufwand die Behörden betrieben haben, um die Existenz der Löwin auszuschließen. Schließlich wäre eine Löwin in einem fremden Habitat eine Gefahr gewesen. Ganz anders sieht es beim Zusammenleben der Menschen im Berliner Umland mit Wildschweinen aus. Sowohl Papajewski als auch Bürger von Kleinmachnow sehen die dort vorkommenden Tiere nicht als größere Gefahr – weder für die Menschen noch für die Tiere selbst. Papajewski glaubt nicht daran, dass sich Wildtiere wie das Wildschwein bald aus der Stadt zurückziehen werden. In urbanen Gebieten führen sie ein relativ entspanntes Leben, da es hier keine Jäger gibt. Und sogar Autos nehmen zumindest bei größeren Wildtieren wie dem Wildschwein oder dem Fuchs Rücksicht, so der Tierfotograf. Je mehr Wildtiere in Berlin und dem Umland vorkommen, desto mehr potenzielle Motive hat Papajewski. Eine Löwin muss ihm jedoch nicht unbedingt vor die Linse kommen. Viel lieber würde er seinen aktuellen Motivwunsch erfüllen: ein Foto von einem Elch. In Brandenburg leben mittlerweile mehrere Exemplare dieser beeindruckenden Tiere.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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