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Levi’s im Kreuzfeuer: Menschenrechtsverletzungen in türkischer Fabrik aufgedeckt

Arbeitsrechtsverletzungen bei Levi’s: Ein Aufschrei für gerechte Bedingungen

In den letzten Monaten ist die Arbeitsweise des Textil-Riesen Levi Strauss in die Kritik geraten, besonders im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen in seinen türkischen Fabriken. Die Özak-Fabrik in der Region Sanliurfa, die exklusiv für Levi’s produziert, wurde ins Rampenlicht gerückt, nachdem rund 400 Beschäftigte fristlos entlassen wurden. Dieser Schritt wurde von der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) und der Gewerkschaft BIRTEK-SEN als ein klares Zeichen von Repression gegen jene Arbeiter:innen gewertet, die für ihre Rechte eintreten.

Die Ereignisse nahmen ihren Lauf im November 2023, als zahlreiche Mitarbeiter der Özak-Fabrik bereits zuvor gegen Arbeitsrechtsverstöße und die Verweigerung ihres Rechts auf Gewerkschaftsbeitritt protestierten. Der Anlass des Streiks war die Kündigung des Gewerkschaftsmitglieds Seher Gülel, was die Empörung unter den Kolleg:innen hervorrief. Die Reaktion der Sicherheitskräfte war brutal, als sie friedliche Demonstrationen mit Tränengas und Pfefferspray niederschlugen. Diese Einschüchterungsversuche führten zur fristlosen Entlassung von 400 Arbeiter:innen, was umso dramatischer erscheint, da der ganze Vorfall in einem Kontext stattfindet, in dem Levi’s laut eigenen Aussagen die Menschenrechte unterstützen sollte.

Die Forderung an Levi Strauss, die Einhaltung von Arbeitsrechten und die Wiederherstellung der entlassenen Arbeiter:innen sicherzustellen, wurde von verschiedenen Organisationen, darunter dem Worker Rights Consortium, lautstark erhoben. Die von der CCC und BIRTEK-SEN vorgebrachten Klagen zeigen, dass nicht nur die Rechte der Arbeiter:innen verletzt wurden, sondern auch die Prinzipien, auf die sich Levi’s selbst verpflichtet hat. Die Arbeitsbedingungen in der Türkei, wo viele Näher:innen mit einem Monatseinkommen von etwa 360 Euro das staatliche Minimum verdienen, sind bereits prekär. Die jüngsten Entwicklungen werfen ein Licht auf die Notwendigkeit von Veränderungen.

Der Präsident von BIRTEK-SEN, Mehmet Türkmen, betonte, dass Levi’s, als globaler Marktführer in der Jeans-Industrie, eine Verantwortung hat: „Die Arbeiter:innen erwarten von Levi’s, dass es seinen Einfluss nutzt, um sicherzustellen, dass ihre Rechte respektiert werden.“ Das Versäumnis des Unternehmens, auf die Vorwürfe zu reagieren, könnte weitreichende Folgen haben. Die CCC fordert nicht nur die Wiedereinstellung der gekündigten Beschäftigten, sondern auch die Anerkennung der Gewerkschaft BIRTEK-SEN als legitimen Verhandlungspartner für werktägliche Belange.

Ein zentraler Punkt in diesem Konflikt ist die Bedeutung der Gewerkschaftsfreiheit. Diese ist als eine der grundlegenden Arbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) anerkannt. Die Tatsache, dass Levi’s als Hauptauftraggeber der Özak-Fabrik die Umstände nicht verbessert hat, deutet auf eine Missachtung dieser Prinzipien hin. Empörung über diese Verletzungen hat nicht nur innerhalb der Türkei, sondern auch international für Aufsehen gesorgt.

Darüber hinaus wurden auch andere Marken wie Hugo Boss und Zara auf ihre Verantwortung für die Missstände bei Özak Global hingewiesen. Diese Firmen sind ebenso gefordert, sicherzustellen, dass ihre Zulieferer die Arbeitsrechte einhalten. Die Überwachung und Durchsetzung von fairen Arbeitsbedingungen ist ein Schlüsselthema, das sich durch die gesamte Modeindustrie zieht.

Die Reaktion der Verbraucherschaft könnte ein Wendepunkt sein. Angesichts der aktuellen Vorfälle sollten Konsument:innen von Levi’s-Produkten sich dazu aufrufen, ihren Einfluss geltend zu machen. „Jeder Einkauf kann eine Stimme für bessere Arbeitsbedingungen sein“, sagt Funda Bakis, eine der betroffenen Arbeiter:innen. „Wir brauchen eure Unterstützung, um die Gehörlosigkeit der Marken zu brechen.“ Die Entwicklungen bei Levi’s verdeutlichen die dringende Notwendigkeit für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung und echte Partnerschaften mit den Gewerkschaften, um sicherzustellen, dass die Rechte aller Arbeiter:innen respektiert werden.

Die Geschehnisse in Sanliurfa sind nicht nur ein lokales Problem, sondern spiegeln eine breitere Diskussion über Arbeitsrechte, Unternehmensverantwortung und die Ethik der globalen Modeindustrie wider. Solche Vorfälle sollten alle Marken dazu anregen, ihre Praktiken zu überdenken und sich für eine gerechtere und menschlichere Arbeitsumgebung einzusetzen.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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