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Langzeitfolgen von COVID-19: Härten bei der Versorgung belasten Betroffene

Neue Daten zeigen, wie Long COVID-Patientinnen und -Patienten ihre Versorgungssituation erleben

Seit Juni 2023 haben Long-COVID (LC)-Betroffene und ihre Angehörigen die Möglichkeit, ihre Versorgungserfahrungen über eine Meldeplattform der Techniker Krankenkasse (TK) und der Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit (DGPS) zu berichten. Erste Daten dieses vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekts wurden unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Hammer, Professorin für Sozialforschung im Fachbereich Gesundheit & Soziales an der Hochschule Fresenius (HSF), in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern ausgewertet.

Insgesamt 264 Berichte von Long-COVID-Betroffenen wurden systematisch analysiert, um Versorgungsbarrieren und deren Auswirkungen aus der Perspektive der Betroffenen oder ihrer Angehörigen zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser Analyse zeigen auf, welche Herausforderungen Menschen mit Long COVID in ihrer Versorgungssituation erleben.

Eine wichtige Erkenntnis ist, dass 85 Prozent der Befragten angeben, dass medizinische oder soziale Ansprechpersonen nicht ausreichend über das Krankheitsbild informiert sind. Dies erschwert die Versorgungssituation der Betroffenen erheblich. Darüber hinaus geben 80 Prozent der Befragten an, dass ihre Beschwerden nicht ernst genommen und/oder als psychosomatisch eingestuft wurden. Dies führt dazu, dass viele LC-Betroffene Behandlungen erhalten, die aus ihrer Sicht nicht zielführend sind. Insbesondere sportliche Aktivitäten, die bei psychischen Erkrankungen empfohlen werden, können den Gesundheitszustand der Betroffenen verschlechtern.

Des Weiteren zeigen die Daten, dass spezialisierte Ambulanzen für postvirale Syndrome entweder schwer erreichbar sind, keine neuen Patientinnen und Patienten aufnehmen oder Wartelisten von bis zu zwei Jahren haben. Die fehlende Anerkennung der Erkrankung führt außerdem dazu, dass Sozialleistungen wie Pflege und Rente nicht bewilligt werden.

Die Ergebnisse dieser bundesweiten Befragung bestätigen bisherige Forschungsergebnisse und verdeutlichen den dringenden Bedarf an einer verbesserten Aus- und Weiterbildung für alle an der Versorgung beteiligten Akteure sowie an spezifischen Versorgungsangeboten für Long-COVID-Betroffene. Nur so kann eine angemessene Versorgung gewährleistet werden.

Die Daten dieser Befragung zeigen auch auf, wie wichtig es ist, Long COVID als schwerwiegende Multisystemerkrankung anzuerkennen. Eine Stigmatisierung der Betroffenen und die psychologische Einordnung der Symptome als psychisches Problem behindern die Versorgungssituation zusätzlich.

Die vorliegende Studie liefert wertvolle Erkenntnisse zur Versorgungssituation von Long-COVID-Betroffenen und regt zur Diskussion über vorhandene Versorgungsbarrieren an. Es ist nun von großer Bedeutung, die Ergebnisse dieser Untersuchung in konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssituation umzusetzen.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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