Berlin Aktuell

Kürzung der Mittel gefährdet temporäre Spielstraßen in Berlin

Der Mittwochnachmittag in der Böckhstraße in Friedrichshain-Kreuzberg ist etwas ganz Besonderes. Zwischen 14 und 18 Uhr wird die Straße für den Autoverkehr gesperrt und von den Anwohnern für verschiedene Aktivitäten genutzt. Kinder spielen mit dem Ball, üben Fahrradfahren und Erwachsene treffen sich zum Kaffee trinken und plaudern. Seit 2019 gibt es diese temporären Spielstraßen und mittlerweile existieren in Berlin 24 solcher Straßen. An dem jährlichen Aktionstag werden es sogar noch mehr sein – im Jahr 2022 waren es 36 und in diesem Jahr sollen es 38 temporäre Spielstraßen geben.

Leider könnte dieses tolle Konzept bald ein Ende haben. Die temporären Spielstraßen werden von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt finanziert, doch im aktuellen Haushaltsentwurf für die Jahre 2024/25 wurden die Gelder stark gekürzt. Während im Jahr 2022 noch 100.000 Euro für das Projekt vorgesehen waren und im Jahr 2023 sogar 180.000 Euro, sollen für die Jahre 2024 und 2025 jeweils nur noch 50.000 Euro für temporäre Spielstraßen zur Verfügung stehen.

Roland Stimpel, der Pressesprecher der Organisation FUSS e.V., die sich für die Rechte von Fußgängern in Deutschland einsetzt, sieht in den temporären Spielstraßen einen Gewinn für alle Altersgruppen. Zwar seien zeitweise einige Parkplätze nicht nutzbar, doch Straßenraum könne entweder zum Parken oder zum Beleben genutzt werden. Ältere Menschen hätten so einen ruhigen Ort, Erwachsene könnten soziale Interaktionen pflegen und Kinder hätten eine sichere Spielfläche. Stimpel hält die geplante Kürzung der Mittel für eine "stramm autoideologische und kinderfeindliche Politik".

Das Konzept der temporären Spielstraßen ist einfach. Für einen bestimmten Zeitraum pro Woche oder Monat wird eine Straße oder ein Teil der Straße gesperrt und die entwickelte Fläche kann von Anwohnern und Besuchern für verschiedene Aktivitäten genutzt werden. Das Bündnis Temporäre Spielstraßen schätzt, dass in der Böckhstraße bereits etwa 10.000 Menschen diese Möglichkeit genutzt haben. Diesen Mittwoch feiert die Spielstraße bereits ihren vierten Geburtstag.

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Die Kürzung der Mittel bedroht das Projekt. Ein Mitarbeiter des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg ist sich sicher, dass das Projekt vorbei ist, wenn es bei den 50.000 Euro bleibt. Er verweist auf die Senatsverwaltung für Verkehr, wenn nach den Gründen gefragt wird.

Warum braucht das Projekt so viel Geld? Das Bündnis Temporäre Spielstraßen erklärt auf seiner Website, dass viele Berliner sich ehrenamtlich engagieren. Das Geld wird hauptsächlich für die Beschilderung und die Organisation der Spielstraßen benötigt. Auch der Spielstraßen-Aktionstag am 22. September wird aus diesen Mitteln finanziert.

Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Verkehr verweist auf den allgemeinen Konsolidierungsdruck, der zu den Einsparungen geführt hat. Verkehrssenatorin Manja Schreiner betont aber, dass ihr das Projekt sehr wichtig ist und sie selbst den Spielstraßen-Aktionstag besuchen möchte.

Für Gabi Jung von der Spielstraßen-Initiative bieten diese Straßen eine ausgezeichnete Gelegenheit, um generationenübergreifend Kontakte zu knüpfen. Sie beobachtete beispielsweise einen älteren Mann, der auf einer temporären Spielstraße mit einem kleinen Jungen Schach spielte. Falls die Gelder tatsächlich gestrichen werden, befürchtet Jung, dass viele Initiativen frustriert sein werden. Daher fordert sie von der Politik eine dauerhaft ausreichende Finanzierung.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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