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Kommentar | Wegners Vorschlag zur Wohnungsnot – In dieser Situation mit dem WBS zu wedeln, wirkt fast wie Hohn

Kommentar | Wegners Vorschlag zur Wohnungsnot

In dieser Situation mit dem WBS zu wedeln, wirkt fast wie Hohn

Berlin - Wohnberechtigungsschein auch für Menschen mit mittlerem Einkommen? Das schlägt Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) vor. Für Jan Menzel klingt das nach Planwirtschaft - und Sommerloch. Ein Kommentar.

Ach, wenn es so einfach wäre: Das Amt stellt den Wohnberechtigungsschein aus und ein paar Tage später flattert das erste Wohnungsangebot ins Haus. Mal abgesehen davon, ob das alles verwaltungstechnisch klappen würde: Kai Wegners Vorstoß klingt verdammt nach Planwirtschaft. Dabei hat der Regierende Bürgermeister in einem Punkt recht. Die Berliner Mietenmisere und das ausbleibende Wohnungs-Wunder haben eine gefährliche gesellschaftliche Sprengkraft.

Dabei geht es nicht um die oberen Zehntausend oder die globalen Jet-Setter. Die finden schon ihr Penthouse, koste es, was es wolle. Betroffen sind auch nicht nur Menschen, die auf eine Sozialwohnung angewiesen sind. Die Krise auf dem Wohnungsmarkt ist in der Mitte und in der Breite der Gesellschaft angekommen. Sie hat Familien mit vergleichbar guten Einkommen und auch Doppelverdiener erfasst. Wer jetzt keine Eigentumswohnung hat, bekommt auch keine mehr, es sei denn die dicke Erbschaft kommt um die Ecke. Wer jetzt umziehen will, sucht meist vergeblich. So leer gefegt ist der Markt bei Mietwohnungen.

In dieser Situation mit dem WBS zu wedeln, wirkt fast wie Hohn. Zumal Wegner, als er noch im Bundestag saß, ein vehementer Gegner des Mietendeckels war. Und auch jetzt bremst der Regierende Bürgermeister, wenn es um die Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne geht. Dabei wäre das ein Weg, um Mieterhöhungen auf das notwendige Minimum zu beschränken und gleichzeitig die unselige Praxis abzustellen, dass hunderttausende Berlinerinnen und Berliner mit ihren Mieten Investoren und Anteilseignern saftige Renditen bescheren.

Vergesellschaftung und Neubau, der übrigens im letzten Jahr ziemlich gut lief - eigentlich liegt damit alles auf dem Tisch. Kai Wegners WBS-Vorstoß erinnert dagegen an den Löwen, der angeblich im Südens Berlins unterwegs war. Laut gebrüllt, aber als Bettvorleger gelandet. Der WBS für fast alle ist nicht mehr als ein Pausenfüller im Sommerloch.

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Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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