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„Kein Löwe im Süden Berlins? Wildtierfotograf zweifelt an der Raubkatzen-Sichtung“

Panorama Wildtierfotograf: „Ich glaube nicht, dass im Süden Berlins ein Löwe unterwegs ist“

Seit mehr als 24 Stunden hält ein Raubtier, möglicherweise eine Löwin, die Polizei in Berlin und Brandenburg in Atem. Einige Experten äußern Zweifel, dass es sie wirklich gibt. Bilder aus einer Wildtierkamera aus dem Gebiet, in dem die Polizei gesucht hat, zeigen ein Wildschwein.

Der erfahrene Wildtierfotograf Marco Papajewski hat starke Zweifel an der Löwen-Geschichte von Berlin. „Wäre ein Löwe in dem Waldstück, würden sich die Tiere nicht so verhalten wie sie sich verhalten“, erklärt er – und hat eine ganz andere Vermutung als die Polizei.

Seit Donnerstagmorgen ist Berlin im Löwen-Fieber. Ein verwackeltes Handy-Video hat im Süden Berlins einen riesigen Polizeieinsatz ausgelöst. Die Beamten rückten sogar mit dem gepanzerten Spezialfahrzeug „Survivor“ an und schickten Polizeihubschrauber mit Wärmebild-Kameras in die Luft. Doch es gibt immer mehr Zweifel an der Geschichte. Bislang wurde das Tier trotz eines massiven Aufgebots nicht gefunden.

WELT hat mit dem erfahrenen Wildtierfotografen Marco Papajewski gesprochen. Er hat in dem Gebiet, in dem der Löwe gesichtet worden sein soll, zwei Wildtierkameras stehen und sie ausgewertet: „Auf den Aufnahmen ist kein Löwe zu sehen. Dafür aber viele Wildschweine.“ Der Fotograf hat sich auch die Aufnahme angeschaut, die im Internet kursiert und die angebliche Löwin zeigen soll. Papajewski sagt: „Die Aufnahmen, die es von dem angeblichen Löwen zu sehen sind, sehen eher aus wie ein Wildschwein.“

Ungewöhnlich sei auch, dass alle anderen Tiere ihre Tagesroutine nicht geändert hätten. „Wäre ein Löwe in dem Waldstück, würden sich die Tiere nicht so verhalten wie sie sich verhalten“, sagt Papajewski.

Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert zeigte sich ebenfalls skeptisch, ob tatsächlich eine Raubkatze frei durch Berlin und Brandenburg läuft. Er könne auf dem bekannten Video nur zwei Wildschweine erkennen, die von links nach rechts laufen, sagte er am Freitagmorgen im RBB-Inforadio. „Ich habe es mir wieder und wieder angesehen.“ Natürlich glaube er den Zeugen von der Polizei in Berlin, die ein derartiges Tier gesehen haben, ergänzte Ehlert. Dennoch mache es ihn stutzig, dass bisher keine Spuren gefunden werden konnten.

Auch in den sozialen Netzwerken haben sich bereits mehrere Tierexperten zu Wort gemeldet und starke Zweifel an der Polizei-Theorie angemeldet, dass es sich um ein Raubtier handeln soll. „Ich finde es aber grundsätzlich richtig, dass man Sachen nachgeht. Ich glaube aber nicht, dass im Süden Berlins ein Löwe unterwegs ist“, kommentiert Papajewski.

Zunächst hatten Zeugen die Polizei in der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag über die mögliche Sichtung informiert. Die Polizei wurde dann im Zuge der Gefahrenabwehr tätig. Zwei Polizisten meldeten dann eigene Sichtungen eines größeren Tieres. „Es gibt keine Gründe an der Darstellung zu zweifeln“, sagte ein Sprecher der zuständigen Polizeidirektion West in Brandenburg. Allerdings sei es nachts gewesen und die beiden Kollegen hätten einen gewissen Abstand gehabt.

Man könne die Aufregung nachvollziehen. Aber wenn man nichts tun würde und plötzlich von zehn Kita-Kindern nach einem Waldspaziergang nur neun zurückkommen würden, wäre das Geschrei auch groß, hieß es aus Polizeikreisen. In dem Gebiet soll auch ein Wildschwein gerissen worden sein. Die Untersuchung durch einen Stadtjäger laufe noch, sagte der Polizeisprecher weiter. Die Polizei sei so lange im Einsatz, wie es die Gemeinde für nötig erachte. Ob weiterhin eine Gefahr bestehe, würde in Absprache mit Veterinärmedizinern und dem Ordnungsamt geklärt.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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